Der (sprach-)biografisch wichtige Übergang vom Jugend- ins Erwachsenenalter ist für viele junge Bündnerinnen und Bündner mit einem Wechsel des Sprachgebiets verbunden. Die volljährig gewordenen jungen Menschen (maiorens) stehen in mehr als einer Hinsicht an einem „Scheideweg“ (spartavias). Nicht nur in Bezug auf die Ausbildungs- und Berufswahl, sondern auch hinsichtlich ihres Sprachalltags sind sie mit Übergängen (passaggi) konfrontiert.
Die Daten werden mittels biografisch-narrativer sowie ergänzender problemzentrierter Interviews erhoben. Sie sollen darüber Aufschluss geben, welche sprachlichen Deutungs- und Orientierungsmuster und welche Sprachwahltendenzen in der ausgewählten Bevölkerungsgruppe verbreitet sind. Ausserdem soll in Erfahrung gebracht werden, inwiefern Sprachrepertoires und sprachliche Identifikationsmuster die Gestaltung der Transitionsphase beeinflussen und welche Rückwirkungen die Bewältigung der Transitionsphase auf die Identitätskonstruktion hat.
Das Projekt ist sowohl von wissenschaftlicher als auch von sprach- und bildungspolitischer Bedeutung. Die sprachlichen Identifikationsmuster der untersuchten Altersgruppe prägen im Kontext der gesellschaftlichen Mehrsprachigkeit die Wahrnehmung und den Fortbestand der rätoromanischen und italienischen Varietäten in Graubünden mit und sind im Hinblick auf zu treffende sprach- und bildungspolitische Entscheide von Interesse.