Die Organisation der Freiwilligkeit ist ein Faktor der Geschlechterordnung. Das rückt die neue Frauenbewegung als Kraft des Wandels in den Fokus. Feministische Projekte wie Frauenhäuser, Beratungsstellen und Notruftelefone füllten seit den 1970er-Jahren Lücken im sozialstaatlichen Dienstleistungsangebot. Sie beruhten lange ausschliesslich auf Freiwilligenarbeit. Als autonome Frauenräume waren sie Orte der Emanzipation. Die feministische Gesellschaftskritik animierte Aktivistinnen zugleich zur kritischen Reflexion des eigenen Handelns. Diese Auseinandersetzungen bewirkten eine Neucodierung der Freiwilligkeit, die ihr Pendant im steigenden Interesse der Sozialwissenschaften fand. Seit 1996 wird Freiwilligenarbeit in der Schweiz statistisch erfasst. Diese Erhebungen belegen Schwankungen in der Bereitschaft zur Freiwilligenarbeit und Veränderungen im Sozialprofil der Freiwilligen. Das Projekt interessiert sich für die Wechselwirkung zwischen den erwähnten Entwicklungen und untersucht, wie sich die Verwissenschaftlichung der Freiwilligkeit auf konkrete Praktiken auswirkt.
Wissenschaftlicher und gesellschaftlicher Kontext
Methodisch stützt sich das Projekt auf geschlechter-, kultur- und sozialhistorische Ansätze. Als Beitrag zur Geschichte der Gegenwart verspricht es Antworten auf aktuelle Fragen, die sich bei der Aushandlung der gesellschaftlichen Arbeitsteilung stellen.