Literatur und nationale Identität; Imaginationen von Gemeinschaft; Sowjetische Literatur; Russische Literatur; Imagined communities; Utopie
Fitzé Eliane (2019), Die Sowjetunion als Bauernutopie? Konservative Zukunftsvisionen in der frühen sowjetischen Literatur, in Adamczak Katarzyna, Hartmann Ina, Günther Clemens, Sdanevitsch Ina (ed.), Peter Lang, Zürich et al., 101-112.
FitzéEliane, Of Omniscient Fish and Socialist Utopias: Emir Kusturica’s Intermedial Borrowing from Andrei Platonov in Arizona Dream and Underground, in
Zeitschrift für Slavische Philologie, 77(2).
FitzéEliane, Städtisches Dorf, dörfliche Stadt: Die Gartenstadt-Idee und vier frühsowjetische Utopien: Karelin, Čajanov, Kirillov, Ciolkovskij, in Weiland Marc (ed.), Transcript-Verlag, Bielefeld.
Die Dominanz konservativer und nationalistischer Positionen in Politik und Gesellschaft Russlands sorgt seit einiger Zeit weltweit für Verunsicherung. Die Forschung hat sich mit der Herkunft und Entwicklung dieser Ideen bisher meist in Bezug auf das 19. Jahrhundert und die spätsowjetische Zeit beschäftigt. Die Geschichte der Fortschreibung traditionaler und nationalistisch-russophiler Ideen in der Zeit von Revolution, Bürgerkrieg und sowjetischem Aufbau ist dabei vernachlässigt worden. Dies aus gutem Grund: Das sowjetische Projekt verstand sich als übernational; daher konnten Vorstellungen des ‚Russischen‘, die typischerweise auf bäuerlich-traditionale Gemeinschaftsformen und ethnonationalistische Modelle rekurrierten, allenfalls unterschwellig artikuliert werden. Das vorliegende Forschungsprojekt setzt sich das Ziel, diese Lücke zu füllen. Es will die Repräsentationen des Bauern und des Bauerntums in der offiziell publizierten Literatur und in paraliterarischen Genres und Settings (Rezensionen, Lesungen, Briefen, Erinnerungen von Zeitgenossen) der 1910er bis 1930er Jahre untersuchen. Denn in Russland und der Sowjetunion wurden Fragen der russischen ‚nationalen Identität’ massgeblich in der Literatur und in den sie umgebenden Debatten verhandelt - wenn auch meist nur indirekt und implizit. Im Rahmen des Projekts werden einzelne Felder lokalisiert, auf denen sich das ‚bäuerliche Thema‘ manifestieren konnte. So soll gezeigt werden, wie traditionalistisch-nationalistische Denktraditionen auch unter wechselhaften und restriktiven Bedingungen subkutan weitervermittelt werden konnten. Dadurch will dieses Forschungsprojekt zu einem besseren Verständnis konservativ-nationalistischer Denktraditionen im sowjetischen und postsowjetischen Russland beitragen und gleichzeitig einen neuen Blickwinkel auf das Verhältnis zwischen Imaginationen traditionaler (politischer/nationaler) Gemeinschaft und der Literatur eröffnen.