ethnocentrism; German literature; clash of civilizations; Russian literature; conceptual history; barbarism; cultural theory ; the idyll; comparative literature; modernity
Rohner Melanie (2018), "Lern dieses Volk der Hirten kennen!" Verhandlungen des Barbarischen in Schillers "Wilhelm Tell", in
Monatshefte, (1), 1-12.
Winkler Markus, BoletsiMaria, HerlthJens, MoserChristian, ReidyJulian, RohnerMelanie (2018),
Barbarian: Explorations of a Western Concept in Theory, Literature and the Arts. Vol. I: From the Enlightenment to the Turn of the Twentieth Century, Metzler, Stuttgart.
Winkler Markus (2018), The Semantics of Barbarism in J.M. Coetzee’s "Waiting for the Barbarians", in Moser Christian, Mehigan Tim (ed.), Camden House, Rochester, NY, 87-108.
Herlth Jens (2018), Wer sind Herberts Barbaren?, in Zybura Marek, Lawaty Andreas (ed.), fibre, Osnarbrück, 135-151.
Rohner Melanie (2017), Barbarische Bukolik: Zum Idyllischen in Rousseaus Zeitaltertheorie und Goethes "Werther", in
Germanisch-Romanische Monatsschrift , 67, 153-166.
Winkler Markus (2017), Semantiken des Barbarischen und der Rasse in Flauberts historischem Roman "Salammbô", in
Comparatio, 9.2(2017), 195-217.
Winkler Markus (2017), Warten auf die Barbaren: Rimbaud – Whitman – Kavafis, in Zipfel Frank (ed.), Metzler, Stuttgart, 93-113.
Rohner Melanie (2016), "Ces tems de barbarie étoient le siécle d’or". Rousseaus "Le Lévite d’Éphraïm" und Bodmers "Menelaus bey David" im Kontext zeitgenössischer anthropologischer Diskussionen, in
Comparatio, 8(1), 59-74.
Rohner Melanie, Boss Ulrich (2016), [Rezension von] Maria Boletsi und Christian Moser (Hg.): Barbarism Revisited: New Perspectives on an Old Concept, in
Komparatistik. Jahrbuch der Deutschen Gesellschaft für Allgemeine und Vergleichende Literaturwissens, 218-223.
Tétaz Elena (2016), Die Poetik des Skythischen im Werk von Vjačeslav Ivanov, in Winkler Markus, Rohner Melanie (ed.), Aisthesis, Bielefeld, 77-98.
Rohner Melanie, Winkler Markus (ed.) (2016),
Poetik und Rhetorik des Barbarischen. Poétique et rhétorique du barbare, Aisthesis, Bielefeld.
Rohner Melanie (2016), Verhandlungen des Barbarischen in Inkle und Yariko-Adaptionen aus dem 18. Jahrhundert, in Rohner Melanie, Winkler Markus (ed.), Aisthesis, Bielefeld, 51-62.
Winkler Markus (2015), Jenseits der Zivilisation. Zur kontrapunktischen Semantik des dörflichen Raums in Kleists "Der zerbrochne Krug", in Lütteken Annett, de Bruyn Wolfgang, Zelle Carsten (ed.), Wehrhahn, Hannover, 305-320.
Winkler Markus (2015), Towards a Cultural History of Barbarism from the 18th Century to the Present, in Moser Christian, Boletsi Maria (ed.), Brill Rodopi, Leiden und Boston, 45-62.
Winkler Markus (2014), Thesen zur Semantik des Barbarischen und zu ihrer szenischen Realisierung, in Moser Christian, Dauven-van Knippenberg Carla, Wendt Daniel (ed.), Synchron, Heidelberg , 31-48.
Winkler Markus (2014), Zivilisation und Barbarei: Heine als Ethnograph, in Kortländer Bernd (ed.), Aisthesis, Bielefeld, 95-113.
,
Barbarian: Explorations of a Western Concept in Theory, Literature and the Arts. Bd. II: Twentieth and Twenty-first Century, Metzler, Stuttgart.
Das vorliegende Projekt gliedert sich in drei Teile: (1) Eine komparatistisch orientierte Geschichte des Begriffs „barbarisch“ vom 18. Jh. bis zur Gegenwart; (2) eine germanistisch orientierte Einzelstudie zur Reflexion der Semantik des Barbarischen in der Gattung der Idylle (von der Mitte des 18. Jh.s bis zum frühen 19. Jh.); (3) eine slawistisch orientierte Einzelstudie zur russischen Begriffsgeschichte des Barbarischen und deren literarischer Reflexion in den ersten Jahrzehnten des 20. Jh.s. (1) stellt den historisch-methodologischen Rahmen von (2) und (3) bereit, deren Ergebnisse indes in (1) einfließen werden. Aus jeder der drei Komponenten des Projektes soll eine Buchpublikationen hervorgehen: aus (1) eine von einem Team zu verfassende Monographie in englischer Sprache, aus (2) eine Habilitationsschrift und aus (3) eine Dissertation.Zu (1): „Barbarisch“ ist ein Begriff, der abendländisch-westliches Selbstverständnis mitbegründet hat und zur tendenziell globalen Durchsetzung dieses Selbstverständnisses verwendet worden ist und wird. Zwar ist die ursprüngliche Bedeutung des griechischen Nomens und Adjektivs bárbaros - „unverständlich sprechend“ und „fremdsprachig“, ferner „nichtgriechisch“, „fremd“ - in den neueren Sprachen verblasst. Bis heute hat der Begriff aber die im klassischen Griechenland des 5. Jh.s v. Chr. aufkommenden ethnozentrischen Bedeutungen „menschliche und göttliche Ordnung verachtend“, „wild“, „grausam“ und „unfrei“ bewahrt wie auch die zugleich antithetische, ausschließende und ‚asymmetrische‘ (Koselleck) Argumentationsstruktur, die mit seiner Verwendung gegeben ist. In gesellschaftlichen Krisenzeiten kann sich die Funktion des Terminus durchaus umkehren: Die traditionell ausschließende Instanz wird dann zur ausgeschlossenen, und „barbarisch“ bezeichnet das Positive, von dem man sich die Überwindung oder Erneuerung der dekadenten Zivilisation verspricht (so z. B. in den Programmen der literarisch-künstlerischen Avantgarden des frühen 20. Jh.s). Doch im Zuge dieser Um- und Aufwertung des Barbarischen bleibt der Begriff Teil der antithetischen und asymmetrischen Relation, die sich als geschichtlich übertragbar erweist: Sie erhält sich in den aufeinander folgenden und einander überlagernden Begriffspaaren „Hellene vs. Barbar“, „Römer vs. Barbar“, „Christ vs. Heide/Barbar“, „Mensch vs. Unmensch/Barbar“ und auch „(Bildungs-)Bürger vs. Barbar“. Man kann also von einer Kontinuität der Intension des Begriffs bei gleichzeitigem Wandel seiner Extension sprechen. Eine von der Antike bis zur Gegenwart reichende Geschichte des Begriffs gibt es jedoch noch nicht. Vor allem die neuzeitliche Begriffsgeschichte seit dem 18. Jh. ist unzureichend erforscht. Zur Schließung dieser Forschungslücke sollen drei Traditionslinien unterschieden und nachgezeichnet werden: erstens die neuzeitliche ethnographische und historiographische Verwendung des Begriffs und deren theoretische Auswertung, die von der historischen Anthropologie der Aufklärung über die evolutionistische Ethnologie des 19. Jh.s bis zur Kulturtheorie der Gegenwart reicht; zweitens die rhetorische Verwendung des Begriffs, die sich von der neuhumanistischen Gleichsetzung des Barbarischen mit dem Inhumanen bis zur Hochkonjunktur des Begriffs in der gegenwärtigen politischen Rhetorik des ‚clash of civilizations‘ und deren massenmedialer Verbreitung erstreckt; drittens die ‚kontrapunktische‘ (Edward Said) literarisch-künstlerische Reflexion des Begriffs (vor allem durch die Einbeziehung dieser dritten Traditionslinie unterscheidet sich die Methodologie des Projektes deutlich von derjenigen der herkömmlichen Begriffs-, Problem- und Ideengeschichte). Die drei sich berührenden und auch überschneidenden Traditionslinien sind überschaubar, wenn sich ihre Erforschung auf Werke und Dokumente konzentriert, in denen der Begriff „barbarisch“ tatsächlich und in signifikanter Weise verwendet wird. Diese Konzentration wird dadurch erleichtert, dass Begriffsgeschichte und Wortgeschichte des Barbarischen nicht differieren: Die Wörter, die in den neueren Sprachen den Begriff repräsentieren, gehen auf lat. barbarus und grch. bárbaros zurück.Zu (2): Dieses Binnenprojekt (verantwortlich: Dr. Julian Reidy) untersucht die Spuren der Semantik des Barbarischen in der Gattung der Idylle, die seit ihrer Erneuerung durch S. Gessner in der deutschsprachigen Literatur des 18. und frühen 19. Jh.s große Popularität genoss. Zu zeigen ist, dass sich die im 18. Jh. einsetzende Interferenz zwischen der klassisch-ausschließenden und der modernen historiographischen Semantik des Barbarischen exemplarisch in der Gattung der Idylle niederschlägt. Denn obwohl die Idylle einen pastoralen Schutzraum entwirft, spielt sie paradoxerweise für die Semantik des Barbarischen eine wichtige Rolle; aus der Perspektive der zeitgenössischen historischen Anthropologie (z. B. bei Rousseau, Turgot, Montesquieu) sind nämlich die Hirten Repräsentanten des menschheitsgeschichtlichen ‚état de barbarie‘, der zugleich aus dem vorgeblich aggressionsfreien Raum der Idylle ausgeschlossen wird. Das Binnenprojekt geht dieser Interferenz in wichtigen deutschsprachigen Idyllentexten des 18. Jh.s nach und zieht von dort aus eine Linie zu den Ausläufern der Gattung im 19. Jh.Zu (3): Dieses Binnenprojekt (verantwortlich: Elena Tétaz) nimmt eine begriffsgeschichtliche Konfiguration des Barbarischen in der russischen Kulturgeschichte in den Fokus: Seit dem ersten Drittel des 19. Jh.s ist der „Barbar“ in den kulturkritischen und philosophischen Debatten in Russland verstärkt positiv besetzt. Er streicht die ‚Vitalität‘ Russlands gegenüber einem ‚alten‘ und ‚dekadenten‘ Europa heraus. Alexander Herzen verschärfte diese Linie noch, indem er den Begriff des Barbaren durch den des „Skythen“ ersetzte. Dieser ist dann in den ersten Jahrzehnten des 20. Jh.s von außerordentlicher Produktivität: Die Wissenschaft interessiert sich für das historische Volk der Skythen, und bedeutende Autoren wie Aleksandr Blok, Aleksej Remizov oder Evgenij Zamjatin formulieren ihre kulturtheoretischen und zeitkritischen Positionen durch eine affirmative Bezugnahme auf das „Skythentum“. Das Projekt wird die verschiedenen ideologischen und ästhetischen Aufladungen des Begriffs im Spannungsfeld zwischen wissenschaftlichen, essayistischen und literarisch-fiktionalen Texten analysieren. Die beiden Binnenprojekte beziehen sich in produktiver und eigenständiger Weise auf das Rahmenprojekt: Als Fallstudien zu spezifischen literarhistorischen Manifestationen der Semantik des Barbarischen sollen sie zugleich neue Einsichten in die Geschichte der jeweiligen Gattungen herbeiführen.