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Purtschert Patricia (2012), „De Schorsch Gaggo reist uf Afrika“. Postkoloniale Konstellationen und diskursive Verschiebungen in Schweizer Kindergeschichten, in Purtschert Patricia / Lüthi Barbara / Falk Francesca (ed.), Transcript, Bielefeld, 89-116.
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Postkoloniale Schweiz. Formen und Folgen eines Kolonialismus ohne Kolonien, Transcript, Bielefeld.
Purtschert Patricia, Schär Bernhard C. (2011), Postkolonialismus, in Schink Philipp, Niederberger Andreas (ed.), 374-379.
Purtschert Patricia, Schär Bernhard C. (2011), Postkolonialismus, in Niederberger Andreas, Schink Philipp (ed.), Metzler, Stuttgart / Weimar, 374-379.
Purtschert Patricia, Postkoloniale Philosophie. Die westliche Denkgeschichte gegen den Strich lesen, in Reuter Julia/ Karentzos Alexandra (ed.), 341-352.
Ziel des vorliegenden Projektes ist es, den Wissenstransfer der postkolonialen Theorie in die Schweiz anzuregen und eine postkoloniale Perspektive auf die Schweiz anzuwenden. Obwohl keine offizielle Kolonialmacht, war die Schweiz dennoch eingebunden in koloniale epistemische Ordnungen, Repräsentations- und Wissenssysteme. Die verbreitete Haltung, wonach die Schweiz mit dem Kolonialismus nichts zu tun gehabt habe, kann derart aus einer kulturwissenschaftlichen Perspektive kritisch hinterfragt werden.Die Forschungsarbeit besteht aus fünf diskursanalytischen Teilprojekten, die sich folgenden Themenbereichen widmen: Ethnopsychoanalyse, Kinderbücher, Berichterstattung zur Dekolonisierung, Reportagen über Bergsteigeexpeditionen und Texte zur Politischen Philosophie. Die Dokumente, die den Untersuchungen zugrunde liegen, weisen alle einen expliziten Bezug zur Schweiz auf und sind zwischen 1945-1970 entstanden - also während der zentralen Phase der Transformation einer kolonialen in eine postkoloniale Weltordnung. In jedem Teilprojekt wird eine Auswahl von Schrift- und Bilddokumenten getroffen und vermittels diskursanalytischer und dekonstruktiver Lektüren auf koloniale Repräsentationsverfahren und Alteritätslogiken hin untersucht. Dabei wird gefragt, wie die Genese schweizerischer (und europäischer) Identitätsvorstellungen mit der Repräsentation kulturell Anderer verknüpft ist. Ein bedeutsamer Fokus liegt ausserdem auf der Intersektionalität und somit der Frage, wie koloniale Differenzen mit Geschlechter-, Sexualitäts-, Nationalitäts-, Religions- oder anderen Unterschieden verschränkt sind. Thema sind somit a) die Eingebundenheit der Schweiz in eurozentrische, koloniale Wissensordnungen und b) die spezifisch schweizerischen Ausprägungen und Adaptionen solcher Denkstrukturen in wissenschaftlichen und populären Kontexten. Die in den unterschiedlichen Teilprojekten untersuchten Diskursausschnitte werden als Bestandteile einer zeitlich und örtlich zusammenhängenden diskursiven Ordnung betrachtet und können derart miteinander in Bezug gesetzt und durcheinander expliziert werden. Gleichzeitig ist der anvisierte Zeitraum durch grosse Transformationsprozesse gekennzeichnet. Das „Paradox der Moderne“, wonach die Forderung nach Freiheit und politischer Partizipation aller Menschen mit zahlreichen Ausschlüssen und Ungleichheiten, etwa von Frauen, Juden, Sklaven oder Kolonialisierten einhergeht, erfährt im Anschluss an den Zweiten Weltkrieg und an die Dekolonisationsbewegungen einen enormen Wandel. Insbesondere die Einsetzung internationaler Menschenrechte und die im Anschluss an die 1968er Jahre erfolgenden Emanzipationsbewegungen führen zur Ausbildung neuer universalistischer Normen und anti-kolonialer Konzepte. Die Aufgabe besteht somit darin, sowohl solche Transformation in den Blick zu nehmen, als auch die Persistenz kolonialer Denkstrukturen zu beschreiben. Ziel ist es, die Konturen einer weitgehend impliziten und dennoch äusserst wirkungsmächtigen kolonialen Wissensordnung in der Schweiz zu erfassen. Die Forschungsresultate werden im nationalen Kontext veröffentlicht und in die internationale postkoloniale Debatte eingebracht, wo zurzeit ein grosses Forschungsinteresse an der Frage nach der Partizipation von Ländern besteht, die formal nicht in den Kolonialismus involviert waren. Beim vorliegenden Projekt handelt sich um die erste Forschungsarbeit, welche sich mit einer umfassenden Anwendung der postkolonialen Perspektive auf die Schweiz beschäftigt. Damit nimmt sich das Projekt einem - wie der Vergleich mit der internationalen Debatte zeigt - bedeutsamen Forschungsdesiderat an.