In Städten von ganz Europa haben sich während des Mittelalters Sedimente akkumuliert, welche als Dark Earth angesprochen werden. Diese mächtigen, homogenen, dunkel gefärbten Ablagerungen sind oft reich an archäologischen Überresten. Für die archäologische Forschung stellen sie eine große Herausforderung dar, so dass diese Ablagerungen teils ignoriert oder verallgemeinernd als Auflassungsschichten interpretiert wurden, die mit dem vermeintlichen Niedergang von Städten in Verbindung stehen. Mittels mikromorphologischer Analysen, also Detailaufnahmen an mikroskopischen Bodenpräparaten aus Dark Earth-Fundstellen, möchten wir mit unserer neuen Datenbank GEOARCHive natürliche und anthropogene Schichtbildungsprozesse erfassbar machen. Dazu gehören beispielsweise Überflutungsereignisse, Entstehung von Nutzungsoberflächen, die Abgrenzung von Werkstätten oder Viehstandplätzen sowie mögliche Auflassungen, die die Forschung zur Dark Earth nennenswert voranbringen sollen.
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In Städten von ganz Europa haben sich während des Mittelalters Sedimente akkumuliert, welche als Dark Earth angesprochen werden. Diese mächtigen, homogenen, dunkel gefärbten Ablagerungen bedecken in der Regel grosse Flächen und sind oft reich an archäologischen Überresten. Für die archäologische Forschung stellen sie eine große Herausforderung dar, da sie makroskopisch aufgrund scheinbar fehlender stratigraphischer Zusammenhänge nicht zu verstehen sind. Dies hat in der Vergangenheit dazu geführt, dass Ablagerungen von Dark Earths teils ignoriert oder verallgemeinernd interpretiert wurden, z. B. als Detritusablagerungen oder Auflassungsschichten, die mit dem vermeintlichen Niedergang von Städten in Verbindung stehen. Neuere geoarchäologische Ansätze haben jedoch gezeigt, dass Dark Earths wichtige Informationen zur Entstehung und Entwicklung von Städten beitragen können, wo schriftliche Quellen fehlen. Dadurch werden bestehende Ablagerungsmodelle in Frage gestellt und Neuinterpretationen möglich. Als besonders geeignete Disziplin zur Erforschung von Dark Earths hat sich die Mikromorphologie herausgestellt. Die Mikromorphologie ist eine optische Analysemethode, welche an mikroskopischen Präparaten aus ausgehärteten Blockproben durchgeführt wird. Sie bietet die einzigartige Möglichkeit, das komplexe Zusammenspiel zwischen menschlichen Aktivitäten und natürlichen Schichtbildungsprozessen zu erkennen. Bis jetzt fehlt im Feld der Mikromorphologie eine Plattform, welche eine vereinheitlichte theoretische und methodische Vorgehensweise solcher Dark Earth-Befunde, eine standardisierte Datenaufnahme und einen direkten Austausch mikromorphologischer Daten erlaubt. Im vorliegenden Projekt sind wir deshalb dabei, eine Open-Access-Bilddatenbank (GEOARCHive) zu entwickeln, also die erste mikromorphologische Online-Referenzsammlung, wo mikroskopische Referenzbilder gesammelt und durch eine systematische Bestichwortung zugänglich gemacht werden. Konkret werden im vorliegenden Projekt in der erwähnten Datenbank diverse Daten aus Dark Earth-Befunden von mehreren Fundstellen in Basel, Brüssel und Köln eingegeben. Zusätzlich zur Aufnahme von Vorkommen von beispielsweise Konstruktionsmaterialien, Knochen, Samen oder Exkrementen sollen auch deren Erhaltungsstadien aufgenommen werden. Mit diesen Rohdaten können dann mittels Archäostatistik relevante Informationen gewonnen und diese mit innovativen Visualisierungstechniken dargestellt werden. Das Ziel des vorliegenden Projektes ist, an Dark Earth-Befunden natürliche Schichtbildungsprozesse und anthropogene Aktivitäten (z.B. Nutzungsoberflächen, Werkstätten, Abgrenzung von Innen- und Aussenbereichen) in bisher nicht erreichter Auflösung zu charakterisieren und die Forschung nennenswert voranzubringen. Mit der Organisation von Workshops, durch die Teilnahme der Forschungsgruppen an internationalen Konferenzen soll die Datenbank GEOARCHive bekanntgemacht und ihre Nutzung thematisiert werden.
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