Inhalt und Ziel des Forschungsprojekts In diesem Projekt werden allgemeine Mechanismen zur politischen Ökonomie der Aufmerksamkeit untersucht und auf ihre empirische Relevanz hin überprüft. Das Hauptaugenmerk liegt dabei auf drei spezifischen Aspekten, welche mit den drei Kernbausteinen des Forschungsprojekts angegangen werden sollen. (i) Reduziert Aufmerksamkeit, die sich auf die Politik richtet, kurzfristiges opportunistisches Verhalten von Politikern, wenn sich diese mit gegensätzlichen Forderungen von Wählern und spezifischen Interessengruppen konfrontiert sehen? Dabei liegt der Fokus auf Forderungen und Erwartungen, die sich einerseits aufgrund von direkter andererseits aber auch von unabhängiger Wahlkampfunterstützung von Seiten der Interessengruppen ergeben. Letztere stammen von Akteuren, die ihre Ziele im politischen Prozess verfolgen, indem sie "unabhängig" (d.h. ohne eine offizielle Koordination mit den dabei begünstigten Kandidatinnen und Kandidaten) Kampagnen für oder gegen Politiker führen sowie sich für bestimmte Themen engagieren, die bei Wahlen und Volksabstimmungen relevant sind. Das "Einflussmotiv" hinter solchen Ausgaben (im Vergleich zur direkten Wahlkampfunterstützung) wurde bisher nicht systematisch empirisch untersucht. Die empirische Beobachtung einer potentiellen Austauschbeziehung als Folge unabhängiger Wahlkampfunterstützung wäre dabei kritisch zu sehen, da sie die Motivation zur verantwortungsvolle Vertretung der Wählerinteressen untergraben könnte (und oft illegal ist) (ii) Beeinflusst die räumliche Übereinstimmung von politischen Märkten und Medienmärkten die Anreize für die Medien, einzelnen Politikern Aufmerksamkeit zu schenken, und in der Folge das Wissen der Bürger über ihre Repräsentanten und deren Anreize die Wählerpräferenzen zu repräsentieren? Bisher wurde die strukturelle Variation in der Aufmerksamkeit auf die Politik, die auf die Kongruenz von Medienmärkten und politischen Märkten zurückzuführen ist, nur für das Medium Presse untersucht. In diesem Projekt wird zum ersten Mal untersucht, welche Rolle das Fernsehen in diesem Zusammenhang einnimmt. Wie bei den sozialen Medien ist die Vermutung, dass sich das Fernsehen stark an einzelnen prominenten Personen orientiert.
(iii) Hat die Kongruenz von politischen Märkten und Medienmärkten bei Printmedien entsprechend einen anderen Effekt auf die Aufmerksamkeit, das Wählerwissen und die Repräsentation von Bürgerinteressen als beim Fernsehen? Wissenschaftlicher und gesellschaftlicher Kontext Das Forschungsprojekt soll neue wissenschaftliche Einsichten liefern zu Medienaufmerksamkeit und deren Wirkung auf politische Entscheide. Die Forschungsfragen werden mithilfe eines neuen Ansatzes zur Erfassung von Wählerpräferenzen untersucht. Die Erkenntnisse aus dem Projekt können für die Ausgestaltung von Rahmenbedingungen genutzt werden, welche auf eine verbesserte politische Repräsentation von Bürgerinteressen durch die Verfügbarkeit von politischer Information abzielt.
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