Project
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Afrika hinter Glas. Eine künstlerische und ethnographische Untersuchung von Herstellungs-, Darstellungs- und Instandhaltungspraktiken der Berner Dioramensammlung
English title |
Africa behind glass. An artistic and ethnographic survey on production-, presentation, and maintenance practices in the dioramas of Bern |
Applicant |
Gisler Priska
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Number |
192832 |
Funding scheme |
Project funding
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Research institution |
Institut für Transdisziplinarität Hochschule der Künste HKB Berner Fachhochschule BFH
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Institution of higher education |
Berne University of Applied Sciences - BFH |
Main discipline |
Arts |
Start/End |
01.10.2020 - 30.09.2024 |
Approved amount |
640'452.00 |
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All Disciplines (3)
Keywords (8)
Habitat-Dioramen; Naturhistorisches Museum; Afrikasammlung; Referenzen; Präparieren; Landschaftsmalerei; Landschaftsmalerei; Künstlerische Forschung
Lay Summary (German)
Lead
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Die «Tiere Afrikas», deren Felle, Schädel und Gehörne vor fast 100 Jahren nach Bern gebracht wurden, können in den Habitat-Dioramen des Naturhistorischen Museums Bern bis heute bewundert werden. Man weiss, aus welchen Jagdexpeditionen Teile davon stammen und von welchen Präparatoren sie hergerichtet wurden. Darüber, wie und nach welchen Vorbildern die Gaben zu lebendig wirkenden Tieren präpariert, in welche Landschaftsdarstellungen sie eingegliedert, und, wie die Dioramen über die Zeit hinweg instandgehalten wurden, sind bisher jedoch wenige Kenntnisse vorhanden.
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Lay summary
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Inhalt und Ziel des Forschungsprojekts
Ein Diorama besteht aus dreidimensionalen Figuren, einem gemalten illusionistischen Hintergrund, szenischen Elementen, sowie einer Glasscheibe, die die Betrachtenden von der Inszenierung trennt. Wissenschaftliche als auch kunsthandwerkliche Fertigkeiten wirken bei seiner Herstellung und Erhaltung mit. Das Vorhaben zielt mittels einer Kombination ethnographischer und künstlerisch-installativer Methoden darauf ab, Erkenntnisse über die Vorstellungen von den gezeigten Tieren und den Landschaften ihrer Herkunftsorte zu gewinnen. Wir möchten wissen, auf welche Referenzen man sich bei ihrer Konstruktion und der Transformation über die Zeit hinweg bezog. Die Ergebnisse werden in einer künstlerischen Ausstellung und in einer Publikation präsentiert, die interdisziplinäre Perspektiven auf das vielschichtige Format ermöglichen.
Wissenschaftlicher und gesellschaftlicher Kontext
Das Projekt nimmt einen Dialog auf über Vorstellungen von aussereuropäischen Landschaften und Konzepten unberührter Natur, wie sie in den Dioramen verkörpert sind. Damit soll eine Lücke in der aktuellen Diskussion um Provenienz, Mobilität und Restitution von Kulturgütern geschlossen werden.
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Responsible applicant and co-applicants
Employees
Project partner
Associated projects
Number |
Title |
Start |
Funding scheme |
137991
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Wir sind im Winterschlaf! Eine künstlerische und sozialwissenschaftliche Untersuchung der Mensch-Tier-Grenzen im Zoo |
01.05.2012 |
Interdisciplinary projects |
Abstract
Die «Tiere Afrikas», deren Felle, Schädel und Gehörne vor fast 100 Jahren nach Bern gebracht wurden, können in den Habitat-Dioramen des Naturhistorischen Museums der Burgergemeinde Bern (NMBE) bis heute bewundert werden. Trotz der Faszination, die sie auf die Besucher_innen ausüben, ist erstaunlich wenig über sie bekannt. Man weiss zwar, aus welchen Jagdexpeditionen die Dioramen bzw. Teile davon stammen und von welchen Präparatoren sie hergerichtet wurden. Darüber, wie und nach welchen Vorbildern aber die Gaben zu lebendig wirkenden Tieren präpariert, in welche Landschaftsdarstellungen sie auf welche Weise eingegliedert, und vor allem, wie die Dioramen über die Zeit hinweg gepflegt und à jour gehalten wurden, sind bisher wenig Kenntnisse vorhanden.Ein Diorama besteht im Wesentlichen aus dreidimensionalen Figuren, einem gemalten illusionistischen Hintergrund, szenischen Elementen, sowie einer Glasscheibe, die die Betrachtenden von der Inszenierung trennt (z.B. Dohm, 2017). Wissenschaftliche als auch kunsthandwerkliche Fertigkeiten wirken bei seiner Herstellung und Erhaltung mit. Materialien toter Tiere werden verwendet, um diese wieder wie lebendig erscheinen zu lassen. Habitat-Dioramen, die Präparate enthalten, erlauben es den Betrachtenden, sich für einen Moment in eine vom Menschen unberührte Landschaft, ja in eine andere Welt zu träumen. Beim Diorama handelt sich entsprechend um eine besondere Ausstellungsform, die räumliche und zeitliche Dimensionen zusammenführt.Ähnlich wie die räumlichen Anordnungen eines Zoos können auch die Dioramen eines Naturhistorischen Museums als Heterotopien, d.h. als eine Art ‘anderer Raum’ verstanden werden. Das Foucaultsche Konzept postuliert, dass in einer Heterotopie mehrere Räume und Zeiten zusammengebracht werden, die eigentlich unvereinbar sind. Unser Vorhaben zielt darauf ab, Erkenntnisse über die in den Dioramen verkörperten Vorstellungen von den gezeigten Tieren und den Landschaften ihrer Herkunftsorte zu gewinnen. Die Fragestellung lautet entsprechend folgendermassen: Auf welche Vorstellungen lässt sich anhand einer Analyse der Praxis, die bei der Herstellung, der Darstellung und der Instandhaltung der illusionistischen Dioramen zum Einsatz kam, schliessen? Konkret möchten wir wissen, welche Vorlagen zur Realisierung der Dioramen wie benutzt und welche Vorbilder umgesetzt wurden, auf welche Referenzen man sich bei ihrer Konstruktion und der Transformation über die Zeit hinweg bezog. Schliesslich: Welche Arbeit wurde und wird bis heute von wem unter welchen Bedingungen geleistet, damit die Dioramen so aussehen wie sie aussehen?In Bezug auf den theoretischen Hintergrund gehen wir über die Heterotopie hinaus. Fragen nach dem Ausstellungsformat und dem durch dieses sichtbar gemachte Bild werden aus einer bildtheoretischen Perspektive behandelt. Diese verknüpfen wir für praxeologische Fragen nach den Handlungs- und Referenzketten mit der Aktor-Netzwerk-Theorie. Die Erkundung wird methodisch mittels künstlerischer und ethnographischer Recherchen durchgeführt, die historisch informiert sind. Vorgesehen sind a) eine Sammlung, Zusammenstellung und Aufarbeitung historischer und aktueller Materialien zu den Berner Dioramen, b) eine ethnographische und künstlerische Erkundung der entsprechenden Herstellungs-, Darstellungs- und Instandhaltungsarbeiten (Beobachtungen und Interviews mit involvierten Akteur_innen) sowie c) eine künstlerisch-installative Auseinandersetzung, die in Kombination mit einer schriftlich-explorativen Arbeit das Ausstellungsdispositiv analysieren und in der Ausstellungssituation verkörperte Vorstellungen offenlegen soll. Ziel des Vorhabens ist es, die Resultate des Forschungsprojektes in einer künstlerischen Ausstellung zu zeigen, die in Kooperation mit einem Museum erarbeitet wird. Begleitend dazu soll eine Publikation erscheinen, die interdisziplinäre Per-spektiven auf das vielschichtige Format Diorama und das aktuelle Thema der Referenz gezeigter Objekte ermöglicht.
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