Inhalt und Ziel des Forschungsprojekts
Im Zentrum des Projekts stehen Fragen, wie der humanistische Gelehrte den mit der Erfindung des Buchdrucks initiierten medialen Wandel in Latein und Volkssprache prägte. Indem die zeitgleich zum 'Narrenschiff' entstandene lateinische poetische Produktion Brants mit in den Fokus gerückt wird, kommt das Projekt einem lange bestehenden Forschungsdesiderat entgegen. Untersucht werden die Strukturen der Text-Bild-Konfigurationen: einerseits mit Blick auf die Narrenkonzeption, welche unter genderspezifischer Perspektive analysiert und in ihrer unmittelbaren Nachwirkung bei Johann Geiler von Kaysersberg und bei Thomas Murner beleuchtet wird; andererseits hinsichtlich Brants lateinischer Gedichte, welche im Rahmen von Textsorten Relevanz gewinnen, die genuin mit der Erfindung des Buchdrucks zusammenhängen: Zu nennen sind das Flugblatt, das paratextuell verwendete Einleitungsstück sowie die konzeptuell arrangierte, in sich geschlossene Textsammlung.
Wissenschaftlicher und gesellschaftlicher Kontext
Der im Falle Brants frappierenden Disparität von Publikationsformen, Kontextbildungen und diskursiven Rahmenbedingungen wird in diesem Projekt Rechnung getragen durch eine methodische Zusammenführung von editionsphilologischer Materialerschließung, formen- und wissensgeschichtlicher Kontextualisierung sowie der diskursanalytischen Reflexion von sozial- und genderspezifischen Wirkungsstrategien und Rezeptionsweisen. Die Verklammerung mediengeschichtlicher mit gattungspoetischen Überlegungen sowie mentalitäts- und bildungshistorischen Aspekten wird für die interdisziplinäre Frühe Neuzeit-Forschung vielfältige Anknüpfungspunkte für Folgestudien bieten.