Schuld und Scham sind selbstbezogenen Emotionen, die sich auf das Befinden und das zwischenmenschliche Verhalten auswirken können. Beide Emotionen beeinträchtigen die psychische Gesundheit, sie lösen aber unterschiedliches Verhalten aus: Während Schuldgefühle zu restorativem Verhalten, wie beispielsweise erhöhtet Zuneigung, führen, gehen Schamgefühle oft mit sozialem Rückzug und antisozialem Verhalten einher. Viele Erwerbstätige erleben im beruflichen Alltag Schuld oder Scham, sei es weil sie das Gefühl haben, wegen beruflichen Anforderungen die Familie (work-to-family conflict) oder wegen familären Anforderungen den Beruf (family-to-work conflict) zu vernachlässigen. Die genauen Ursachen und Folgen von Arbeit/Familie-bezogenem Schuld und Scham sind aber bis anhin kaum verstanden. Im Rahmen zweier Längsschnittstudien werden wir deshalb die Rolle von Arbeits-, Familien- und Persönlichkeitsmerkmalen in der Entstehung von Schuld- und Schamgefühlen und deren Folgen auf das Befinden und Verhalten im Beruf- und Familienkontext untersuchen. Das Forschungsprojekt integriert Theorien verschiedener Disziplinen, namentlich der Arbeits- und Organisationspsychologie, der Sozial- und der Familienpsychologie. Der Einbezug verschiedener Perspektiven ermöglicht einen umfassenden Blick auf die Schnittstelle zwischen Arbeit und Familie und soll als solches der Weiterentwicklung theoretischer Modelle zu Arbeit-Familien-Konflikten dienen.
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