Unterrichtsforschung; Professionsforschung; Deutschdidaktik; Rechtschreibunterricht
Riegler Susanne, Wiprächtiger-Geppert Maja, Schmidt Romina (2019), Wie Primarlehrpersonen Unterricht zur Doppelkonsonantenschreibung gestalten., in
Leseforum, (3), 1-15.
RieglerSusanne, Wiprächtiger-GeppertMaja (2018), Den Unterricht im Blick: Deskription der Praxis als Aufgabe und Herausforderung für die orthografiedidaktische Unterrichtsforschung., in Riegler Susanne, Weinhold Swantje (ed.), Erich Schmidt Verlag, Berlin, 69-89.
Wiprächtiger-GeppertMaja, RieglerSusanne (2018), Empirische Befunde zum Professionswissen von Lehrpersonen im Bereich der Doppelkonsonantenschreibung, in Weinhold Swantje, Riegler Susanne (ed.), Erich Schmidt Verlag, Berlin, 29-50.
RieglerSusanne, Wiprächtiger-GeppertMaja, KuscheDorothea, SchurigMichael, Wie Primarlehrpersonen Rechtschreiben unterrichten., in
Didaktik Deutsch, (49).
Die Rechtschreibfähigkeiten von Schülerinnen und Schülern stehen immer wieder im Fokus der öffentlichen Diskussion. Im Sommer 2013 setzte der SPIEGEL „Die neue Schlechtschreibung“ auf die Titelseite und entfachte damit erneut eine heftige Debatte über Beginn, Umfang und Gestaltung des Rechtschreibunterrichts in der Grundschule. Auch in der wissenschaftlichen Diskussion herrscht alles andere als Einigkeit (vgl. die Debatte in Kruse, Reichardt 2016): Während stark pädagogisch motivierte Ansätze wie der „Spracherfahrungsansatz“ oder Jürgen Reichens „Lesen durch Schreiben“ zunächst auf ein phonetisches Verschriften setzen und Orthografisches hintanstellen, plädieren andere, stärker sprachwissenschaftlich orientierte Konzeptionen für eine systematische orthografische Unterweisung von Anfang an. Die aktuelle Kontroverse kreist darüber hinaus um die Frage, auf welcher linguistischen Grundlage der Lerngegenstand Orthografie angemessen beschrieben und für den Erwerb modelliert werden kann; hier stehen sich Phonem-Graphem-Konzepte (z. B. Thomé et al. 2011) und silbenbasierte Ansätze (z. B. Bredel et al. 2011) konkurrierend gegenüber.Die verschiedenen Positionen werden im Fachdiskurs von ihren Befürwortern mit ausgeprägt normativem Anspruch vertreten, ohne dass die nach wie vor schmale empirische Befundlage bislang gesicherte Aussagen zugunsten der einen oder anderen Konzeption erlaubt. Die wenigen Vergleichsstudien, die überhaupt zu dieser Frage vorliegen (vgl. Röhr-Sendlmeier et al. 2007; Weinhold 2009), konnten über die Grundschulzeit hinweg keine generellen Vorteile für eines der untersuchten Schrifterwerbskonzepte ausmachen. Allerdings nehmen diese Studien nur die Lernfortschritte der Kinder im Rechtschreiben in den Blick; der konkrete Unterricht, der diesen Wissenszuwachs hervorbringt, bleibt ausgeblendet. Was genau im Rechtschreibunterricht der Primarstufe geschieht, ist bisher allenfalls in Ansätzen erforscht.Ziel des beantragten Projektes ist es vor diesem Hintergrund, ein fachdidaktisch differenziertes Bild der Gestaltung und inhaltlichen Strukturierung des aktuellen Rechtschreibunterrichts in der Primarstufe zu zeichnen, ihn hinsichtlich seiner fachspezifischen Prozessqualität zu evaluieren und dabei besonders den Zusammenhang zwischen Merkmalen des Unterrichts und ausgewählten Aspekten von Lehrerprofessionalität (Professionswissen und Überzeugungen) zu analysieren. Zur Prüfung der formulierten Forschungshypothesen werden je 20 Unterrichtsstunden zur -Schreibung in 3. oder 4. Klassen in Deutschland (Sachsen) und der Schweiz (Nordwestschweiz) videografiert und mithilfe einer Kombination aus verschiedenen niedrig- bis hochinferenten Analyseinstrumenten und rekonstruktiven Verfahren ausgewertet; zugleich werden mit einem eigens entwickelten Fragebogen das orthografiebezogene Professionswissen und die Überzeugungen der Lehrpersonen erfasst. Die Analyse der Videodaten fokussiert auf sowohl oberflächenstrukturelle als auch sach- und tiefenstrukturelle Merkmale des Unterrichts, die in ihrem Zusammenhang analysiert und zu den erfassten Merkmalen der Lehrperson (Wissen und Überzeugungen) in Beziehung gesetzt werden. Unter international vergleichender Perspektive wird zudem der Frage nachgegangen, ob sich länderspezifische (kulturell und/oder sprachlich bedingte) Unterschiede im Unterrichtshandeln der Lehrpersonen beobachten lassen.Neben der Gewinnung von inhaltlichen Einsichten ist es ein zentrales Anliegen der Untersuchung, Instrumente für die künftige Forschung im Bereich des Rechtschreibunterrichts zu entwickeln. Ein Folgeprojekt, das Merkmale von Unterricht und Lehrpersonen mit Schülermerkmalen sowie Nutzungs- und Wirkungsaspekten von Rechtschreibunterricht in Verbindung bringt, ist vorgesehen.