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Zwischen Traditionalismus und katholischer Aufklärung. Denken und Handeln des Schweizer Welt- und Ordensklerus im Spiegel der Stapfer’schen Pfarrer- und Klosterenquête von 1798/99
English title |
Between Traditionalism and Catholic Enlightenment. Thinking and Acting of the Catholic Swiss Clergy in the Light of the Stapfer Inquiries on Parish Priests and Monasteries |
Applicant |
Holenstein André
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Number |
159288 |
Funding scheme |
Project funding
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Research institution |
Historisches Institut Universität Bern
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Institution of higher education |
University of Berne - BE |
Main discipline |
Swiss history |
Start/End |
01.01.2016 - 31.03.2020 |
Approved amount |
225'418.00 |
Show all
All Disciplines (2)
Keywords (12)
Monasteries; Statistical Inquiries; Secularisation; Priests; Baroque; History of Philosophy; Helvetic Republic ; Swiss History ; Switzerland ; Catholic Enlightenment; Church History ; Catholicism
Lay Summary (German)
Lead
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Das Forschungsprojekt beschäftigt sich mit einem weitgehend unbearbeiteten Thema, der katholischen Aufklärung in der Schweiz. Anhand der Pfarrer- und der Klosterenquête von Philipp Albert Stapfer aus den Jahren 1798/99 werden das Weltbild sowie die Handlungskontexte des katholischen Schweizer Welt- und Ordensklerus analysiert. Ziel ist die Kartierung des geistigen Spektrums und der Tätigkeitsbereiche des gesamten katholischen Klerus aller Sprachregionen des ausgehenden 18. Jahr-hunderts zwischen „Traditionalismus und Aufklärung“. Das Projekt leistet damit einen wichtigen Beitrag zur Kirchen- und Klostergeschichte unseres Landes sowie zur allgemeinen Geschichte der Schweiz, speziell der Helvetik. Es dient dadurch aber auch der internationalen Forschung über katholische Aufklärung und Orthodoxie und greift in die Diskussion um die begriffliche Fassung des Phänomens „Aufklärung“ in revisio-nistischer Absicht ein.
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Lay summary
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Das Forschungsprojekt beschäftigt sich mit einem weitgehend unbearbeiteten Thema, der katholischen Aufklärung in der Schweiz, und nutzt dazu zwei fast unerforschte Quellen: die Pfarrer- und die Klosterenquête von Philipp Albert Stapfer aus den Jahren 1798/99. Aus den Antworten der Geistlichen aller Sprachregionen werden deren Weltbild sowie ihre Handlungskontexte im Spannungsfeld zwischen „Traditionalismus und Aufklärung“ rekonstruiert. Dadurch wird eine bislang unterbelichtete geistig-religiöse Strömung im Katholizismus ans Licht gebracht, die – vor allem wegen einer antiaufklärerischen Wende der Kirche im Ultramontanismus im 19. Jahrhundert – wenig interessiert hat, weil sie bis zum Zweiten Vatikanum nicht „zukunftsträchtig“ war. So kann die Arbeit wesentliche Erkenntnisse über eine abgebrochene oder nur partiell weitergeführte geistige Strömung im Katholizismus liefern und auch Wurzeln des Vatikanums sowie möglicherweise des aktuellen Pontifikats sichtbar machen. Das Projekt leistet einen wichtigen Beitrag zur Kirchen- und Klostergeschichte unseres Landes. Dabei wird die geistesgeschichtliche „Verflechtung“ der Schweiz über Studienorte, Lektüreeinflüsse etc. thematisiert und damit ein Beitrag zur Standortbestimmung der Schweiz innerhalb Europas geleistet. Auch für die allgemeine Geschichte der Schweiz, speziell die Helvetik, sind wichtige neue Erkenntnisse zu erwarten, weil die Konfrontation und/oder Kollaboration des neuen Staates mit der Kirche besser verstanden werden kann. Das Projekt dient auch der internationalen Forschung über katholische Aufklärung und Orthodoxie und greift in die Diskussion um die begriffliche Fassung des Phänomens „Aufklärung“ in revisionistischer Absicht ein.
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Responsible applicant and co-applicants
Employees
Publications
Di CioccioMauro (2019), Elementarschulreformen in katholischen Gebieten der Schweiz im späten 18. Jahrhundert, in Overhoff Jürgen, Oberdorf Andreas (ed.), Wallstein Verlag, Göttingen, 79-96.
Di CioccioMauro (2019), Katholische Geistliche als Träger aufklärerischer Reformen und Förderer eines Nationalbewusstseins im ausgehenden 18. Jahrhundert, in Jaquier Claire, Schläppi Daniel, Holenstein André, Léchot Timothée (ed.), Editions Slatkine, Genève, 341-357.
Collaboration
Prof. Dr. Peter Hersche, Emeritus der Universität Bern, Leimgrubenstrasse 51, CH-3510 Konolfingen. |
Switzerland (Europe) |
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- in-depth/constructive exchanges on approaches, methods or results |
Dr. OSB Thomas Fässler, Kloster Einsiedeln |
Switzerland (Europe) |
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- in-depth/constructive exchanges on approaches, methods or results |
Damien Savoy, Universität Lausanne, Faculté des Lettres |
Switzerland (Europe) |
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- in-depth/constructive exchanges on approaches, methods or results |
Dr. Ulrich L. Lehner, Marquette University, Department of Theology |
United States of America (North America) |
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- in-depth/constructive exchanges on approaches, methods or results |
Prof. Dr. Bernhard Schneider, Universität Trier, Theologische Fakultät, Kirchengeschichte |
Germany (Europe) |
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- in-depth/constructive exchanges on approaches, methods or results |
Scientific events
Active participation
Title |
Type of contribution |
Title of article or contribution |
Date |
Place |
Persons involved |
Politische Schweiz, gelehrte Schweiz, imaginierte Schweiz. Kohäsion und Disparität im Corpus helveticum des 18. Jahrhunderts
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Talk given at a conference
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Der katholische Schweizer Klerus am Ende des 18. Jahrhunderts: Träger aufgeklärter Reformen und Förderer eines nationalen Bewusstseins?
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23.11.2017
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Neuchâtel, Switzerland
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Di Cioccio Mauro;
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Katholische Aufklärung in Europa und Nordamerika
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Talk given at a conference
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Das Schweizer Elementarschulwesen in den katholischen Orten im ausgehenden 18. Jahrhundert
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12.09.2017
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Münster, Germany
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Di Cioccio Mauro;
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Abstract
Zwischen Traditionalismus und katholischer Aufklärung. Denken und Handeln des Schweizer Welt- und Ordensklerus im Spiegel der Stapfer’schen Pfarrer- und Klosterenquête von 1798/991ZUSAMMENFASSUNG DES FORSCHUNGSPLANSDas geplante Forschungsprojekt beschäftigt sich mit einem praktisch unbearbeiteten Thema, der katholischen Aufklärung in der Schweiz, und nutzt dazu zwei fast unerforschte Quellen: die Pfarrer- und die Klosterenquête von Philipp Albert Stapfer, der als helvetischer Minister eine ganze Reihe von Enquêten in Auftrag gegeben hat, um dem grossen Reformprojekt der Helvetischen Republik eine statistische Grundlage zu verschaffen. Anhand der Informationen, welche die Welt- und Ordensgeistlichen in ihren Antwortbogen preisgaben, sollen das gesamte katholische Gebiet der Helvetischen Republik erfasst und das Weltbild sowie die Handlungskontexte des katholischen Klerus analysiert werden. Zweck einer solchen Analyse ist die Kartierung des geistigen Spektrums und der Tätigkeitsbereiche der katholischen Schweizer Geistlichkeit des ausgehenden 18. Jahrhunderts zwischen „Traditionalismus und Aufklärung“. Dabei wird ein möglichst offener Aufklärungsbegriff im Sinne Bernhard Schneiders und Ulrich L. Lehners gebraucht; enge und ideologisch verstandene Definitionen des Begriffs „Aufklärung“ werden vermieden. Denn selbst neuere Arbeiten definieren „Aufklärung“ nicht als offenen Sammelbegriff für Strömungen im 18. und evtl. frühen 19. Jahrhundert, welche Rationalität, Nützlichkeit und Gemeinschaftsethik zu neuen Leitprinzipien für die Lebens- und Gesellschaftsgestaltung machen wollten, sondern in einem sehr engen, an bestimmte Richtungen der französischen Aufklärung angelehnten Sinne als offenbarungs- und religionskritisch bis atheistisch. Dass „katholische Aufklärung“ als contradictio in adiecto oder als Chimäre gesehen wird, ist von daher nicht verwunderlich. Besonders die katholische Kirchengeschichtsschreibung hat deshalb diese Zeit der „Verirrung“ praktisch totgeschwiegen. Die verengte Sicht der Aufklärung ist durch neuere Arbeiten zum protestantischen Mitteleuropa im Kontext der Volksaufklärungsforschung und durch Arbeiten zur Schweiz, die u.a. André Holenstein angeregt hat, geweitet worden. Es zeigt sich, dass protestantische Pfarrer geradezu Protagonisten der Aufklärung waren. Die geplante Doktorarbeit hat zum Ziel, diese Anstösse der neueren Forschung auf den katholischen Klerus auszudehnen, zu dem es erst wenige Arbeiten gibt. Dadurch wird eine bislang unterbelichtete geistig-religiöse Strömung im Katholizismus ans Licht gebracht, die - vor allem wegen einer antiaufklärerischen Wende der Kirche im Ultramontanismus im 19. Jahrhundert - wenig interessiert hat, weil sie bis zum Zweiten Vatikanum nicht „zukunftsträchtig“ war. So kann die Arbeit wesentliche Erkenntnisse über eine abgebrochene oder nur partiell weitergeführte geistige Strömung im Katholizismus liefern und auch Wurzeln des Vatikanums sowie möglicherweise des aktuellen Pontifikats sichtbar machen. Die geplante Dissertation gibt erstmals einen Überblick über den gesamten katholischen Klerus aller Schweizer Sprachregionen Ende des 18. Jahrhunderts. Sie leistet damit einen wichtigen Beitrag zur Kirchen- und Klostergeschichte unseres Landes. Sie dient dadurch aber auch der internationalen Forschung über katholische Aufklärung und Orthodoxie und greift in die Diskussion um die begriffliche Fassung des Phänomens „Aufklärung“ in revisionistischer Absicht ein. Auch für die allgemeine Geschichte der Schweiz, speziell die Helvetik, sind wichtige neue Erkenntnisse zu erwarten, weil die Konfrontation und/oder Kollaboration des neuen Staates mit der Kirche besser verstanden werden kann. Die geistesgeschichtliche „Verflechtung“ der Schweiz (A. Holenstein* ) wird über Studienorte, Lektüreeinflüsse etc. thematisiert und damit ein Beitrag zur Standortbestimmung der Schweiz innerhalb Europas geleistet. Das Desiderat der Enquêtenforschung wird ebenso angegangen wie am Rande die Geschichte des niederen und des höheren Schulwesens, in dem katholische Geistliche sehr zahlreich tätig waren, was sich in beiden Umfragen widerspiegelt und sich auch mit der Stapfer‘schen Schulenquête vernetzten lässt, die gegenwärtig ediert wird.* Holenstein, André, Mitten in Europa. Verflechtung und Abgrenzung in der Schweizer Geschichte, Baden 2014.
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