Project

Die interdisziplinäre Analyse wird die komplexe Befundsituation von KV 40 aufarbeiten. Die Bestattungssitten der einzelnen Nutzungsphasen werden kontextualisiert und diachron untersucht. Eine Leitfrage ist dabei, inwieweit sich am überlieferten Material die ursprüngliche agentivische Interaktion mit Objekten und Räumen sowie Vergangenheitsbezüge ablesen lassen.

In seiner ursprünglichen Belegung wurde das Grab von mindestens 30 Personen aus der Königsfamilie der 18. Dynastie genutzt. Die Analyse der Mumien und der Objektfragmente soll zur Rekonstruktion ihrer individuellen und sozialen Identität sowie ihrer Grabausstattung beitragen. Die Phase der Beraubung während der 20./21. Dynastie soll in Bezug auf ihre Motivationen und ihr Ausmass eingeordnet werden. Die Nachnutzung durch 15-20 Individuen der 22. Dynastie soll als gezielte Integration von Vergangenheit und Ausdruck von Erinnerungsstrategien untersucht werden.

Es handelt sich bei diesem Projekt um die erste eingehende Untersuchung einer nicht für Pharaonen angelegten Grabstätte im Tal der Könige. Der hier verfolgte methodische Ansatz nimmt die gesamte Nutzungsgeschichte des Tals während einer Zeitspanne von ca. 500 Jahren in den Blick und untersucht sowohl jede einzelne Nutzungsphase als auch die Zusammenhänge der verschiedenen Interventionen und den Umgang mit der jeweils vorgefundenen Situation. Die medizinisch-anthropologische Untersuchung erlaubt erstmals nicht nur Individuen, sondern zwei in sich kohärente, in Geschlecht und Alter gemischte Gesellschaftsgruppen sowohl synchron als auch diachron zu analysieren. Der agentivische Zugang wird drei unterschiedliche soziale Gruppen in ihrer spezifischen Objekt- und Raum-bezogenen Dynamik näher erfassen und in ihrem historischen Kontext verorten. Es wird sich dadurch eine neue, multifaktorielle und diachrone Perspektive auf die Nekropole des Tals der Könige eröffnen.