Die Stuckstatue Karls des Grossen in Müstair ist eine der Ikonen der schweizerischen Kunstgeschichte und gehört zum UNESCO-Weltkulturerbe. Als ein Hauptwerk der mittelalterlichen Skulptur erscheint sie oft im europäischen Zusammenhang als Visualisierung von Karl als Pater Europae. So bekannt die Skulptur ist, so unbekannt und umstritten bleibt ihre Genese und Datierung (8.-12. Jh.). Das vorliegende Projekt untersucht auf interdisziplinärer Ebene unter Beteiligung der Kunstgeschichte, Geschichte, Restaurierungs- und Materialwissenschaften, die komplexe Bedeutung, Entstehung und Lokalisierung dieser so bedeutenden Plastik. Ziel des Projektes ist, es mittels komplementärer und vergleichender Untersuchungsmethoden den materiellen Bestand der Stuckstatue Karls des Grossen zu erfassen, in neuartiger Weise zu dokumentieren und damit den Fragen nach ihrer Entstehung, Veränderung, Funktion und letztlich der Datierung beantworten zu können. So wie sich die Statue heute präsentiert, stellt sie ein Palimpsest aus verschiedenen Jahrhunderten dar. Damit stösst eine oberflächliche Analyse an ihre Grenzen. Das Projekt besonderen Wert auf einen interdisziplinären Ansatz, der neben der verantwortlichen Kunstgeschichte und Archäologie weitere Disziplinen wie Restaurierung, Materialwissenschaft und Archäometrie integral einbindet. Damit ist gewährleistet, dass eine Bestandsanalyse fast ausschliesslich mit berührungsfreien Methoden stattfinden kann. Diese Methoden haben in den letzten Jahren enorme Fortschritte gemacht und ermöglichen mobile Untersuchungsmöglichkeiten vor Ort. Auf kunstgeschichtlicher Ebene eröffnet sich die Chance, die chronologische Stellung der Statue zu verifizieren und sie im Kontext der zeitgenössischen frühmittelalterlichen Plastik zu verorten. Dadurch ergeben sich neue Möglichkeiten, die es erlauben, die Unklarheiten der Karlsstatue umfassend zu klären und angesichts des 1200. Todestag Karls des Grossen im Jahre 2014 eine abschliessende Untersuchung bis Mitte 2015 vorzulegen.
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