Das Forschungsprojekt geht zwei zentralen Fragen nach: Zum einen untersucht es, welche Gemeinwohlaktivitäten in religiösen Vereinen von Immigrantinnen und Immigranten hervorgebracht werden. Zum anderen erforscht es, welche gesellschaftlichen Faktoren dieses Engagement beeinflussen. Ziel: Das Projekt hat zum Ziel, bürgerschaftliches Engagement in muslimischen, hinduistischen und buddhistischen Vereinen zu erheben und unter der Perspektive der Sozialkapitaltheorie zu analysieren. Im Fokus der Analyse stehen in diesen Vereinen hervorgebrachte Formen von gruppenstärkendem (bonding), brückenbauendem (bridging) und vertikal verbindendem (linking) Sozialkapital. Zugleich ist zu klären, inwiefern gesellschaftliche Bedingungen der Eingliederung gruppeninterne und gesellschaftbezogene Gemeinwohlaktivitäten beeinflussen. Methodik: Durch einen Vergleich von religiösen Vereinen im Grossraum Zürich (exemplarisch für die Schweiz) und Grossraum Wien (exemplarisch für Österreich) untersucht das Projekt, ob unterschiedliche Staat-Kirche-Verhältnisse, symbolische Anerkennungsmodi und politische Opportunitäten Einfluss auf die Engagementbereitschaft haben. Gegenstand des Projektes ist zudem aus religionswissenschaftlicher Perspektive, welche internen Faktoren wie religiöse Lehre, charismatische Führungspersönlichkeiten oder die Anwesenheit von Konvertiten das Engagement beeinflussen und entscheidend fördern oder behindern. Zur Untersuchung werden qualitative Forschungsmethoden zugrunde gelegt. Leitende Hypothese ist, dass die entstehenden bzw. hervorgebrachten zivilgesellschaftlichen Netzwerke das bürgerschaftliche Engagement der Vereine begünstigen und dadurch als Katalysator gesellschaftlicher Eingliederung und Teilhabe (Integration) fungieren. Zugleich gilt es die Hypothese zu prüfen, dass ausgrenzende Inkorporationsbedingungen zum Rückzug in die religiöse Gemeinschaft führen können und mittels Gemeinschaftsstärkung (bonding) eine Abgrenzung zum Aufnahmeland erhöht wird. Bedeutung: Dem Projekt kommt durch seine bisher in Europa kaum verfolgte Perspektive der Erhebung und Analyse von in religiösen Vereinen von Immigrantinnen und Immigranten durchgeführten Gemeinwohlaktivitäten wissenschaftliche wie auch gesellschaftspolitische Bedeutung zu. Der europäische Diskurs vieler Studien über Immigranten und ihre Vergemeinschaftungsformen ist überwiegend geprägt durch Vorannahmen von Skepsis und randgruppenbegründeten Defiziten, die zum „Problem“ und „sozialem Sprengstoff“ werden könnten. In gesellschaftspolitischer Sicht eröffnet das Projekt die Perspektive, einerseits Faktoren für etwaige Rückzugs- und Abschottungstendenzen zu benennen wie andererseits die vielfach kaum wahrgenommenen Unterstützungs-, Integrations- und Gemeinwohlleistungen von Immigrantenorganisationen in die zumeist abwertende Diskussion über „Ausländer“ und „Fremde“ einzubringen. Dadurch soll ein nuanciertes Bild der Leistungen und Begrenzungen von Immigrantenselbstorganisationen ermöglichen werden. Eine Zusammenarbeit besteht mit dem Zentrum Religionsforschung an der Universität Luzern sowie dem Institut für Religionswissenschaft an der Universität Wien.
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