Das vom SNF geförderte Projekt „Si?rkeli? Höyük. Ein urbanes Zentrum am Puruna/Pyramos/Ceyhan“ ist in den grösseren Rahmen eines interdisziplinären Forschungsunternehmens „Puruna/Pyramos/Ceyhan: Ein Fluviales Siedlungssystem in der Kulturlandschaft Kilikien: Regionalstudien an einer Schnittstelle zwischen Anatolien, Levante und Zypern“ eingebettet. Wie auch die anderen Einzelprojekte, so widmet es sich der grundlegenden Frage nach ob die in der Antike als »Ebenes Kilikien« bezeichnete, heute »Çukurova« genannte Region an der geografischen Schnittstelle zwischen Anatolien, der Levante (Syrien, Mesopotamien) und Zypern zurecht auf ihre Funktion als Zone des Kulturaustausches und -transfers reduziert wird oder ob ihre kulturelle Eigenständigkeit stärker profiliert werden kann und muss. Als Fallstudie wird das Siedlungssystem entlang eines der beiden grossen Hauptflüsse Kilikiens, des Ceyhan (heth. Puruna, griech. Pyramos), betrachtet. Der Sirkeli Höyük, einer der grössten vorhellenistischen Ruinenhügel Kilikiens, liegt an einer alten Verkehrsroute, mit augenfälliger geostrategischer Bedeutung. Dieser wurde bereits in der Antike durch die Anbringung zweier hethitischer, grossreichszeitlicher Felsreliefs Rechnung getragen - mitunter der ältesten hethitischen Reliefs, die bislang bekannt sind. Das ältere zeigt den Grosskönig Muwattalli II. (um 1290 v. Chr.), den Gegner Ramses II. in der Schlacht von Qadesch. Die bisher erzielten Ergebnisse haben den Nachweis für die Existenz einer mehrgliedrigen Siedlungsstruktur mit einer Zitadelle und einer ausgedehnter Unterstadt beiderseits des Flusses, monumentaler Steinarchitektur und Fortifikationen sowie einem Flusshafen erbracht. Das Projekt widmet sich der vollständigen Aufarbeitung und Auswertung der bisherigen Forschungen, ergänzt durch zusätzliche Feldarbeiten, die der Erstellung einer stratigrafischen Sequenz, der Klärung architektonischer Zusammenhänge und Pläne sowie der Gewinnung zusätzlicher Daten zur Siedlungsstruktur dienen. Es verfolgt drei konkrete Ziele: 1. Siedlungsstruktur: Der Ort ist in mehrere Bereiche unterteilt. Ziel ist es nun zu klären, in welcher Art die einzelnen Teile bebaut waren und wie sich die Baustrukturen im Verlauf der langen Siedlungsdauer verändert haben. Es gilt insbesondere zu klären, ob historische Brüche wie das Ende der Bronzezeit oder die Hellenisierung Auswirkungen auf die Siedlungsform und -funktion hatten. 2. Chronologie: Durch die bisherigen Forschungstätigkeiten ist bekannt, dass der Sirkeli Höyük vom Chalkolithikum (ca. 4000 v. Chr.) bis zur Hellenistischen Epoche (1. Jh. v. Chr.) ohne erkennbare, grössere Unterbrechungen besiedelt gewesen ist. Es soll daher eine Entwicklung des Fundmaterials nachgezeichnet und chronologisch eingeordnet werden. 3. Siedlungssystem: Zu klären ist weiterhin, wie das Siedlungssystem strukturiert war, in das der Sirkeli Höyük einbezogen war, und wie es sich im Verlauf von der Bronzezeit bis zur Zeitenwende veränderte. Von besonderem Interesse ist die Frage, ob es im Zuge von Flussbettverlagerungen des Ceyhan auch zu umfangreichen Ortsverschiebungen gekommen ist, oder ob andere Faktoren wirksam waren. Diese Arbeiten erfordern primär die Anwendung von Methoden der Fernerkundung und den Austausch mit den anderen im Forschungsunterfangen verankerten Einzelprojekten. Alle Ergebnisse werden im Zusammenhang mit den bei den anderen Einzelprojekten gewonnenen Erkenntnissen abgeglichen und im Hinblick auf die übergreifende Fragestellung ausgewertet. Das beantragte Projekt ist als eine Kooperation zwischen der Universität Bern, der Universität Tübingen und der Onsekiz Mart Üniversitesi Çanakkale angelegt. Parallel zur wissenschftlichen Forschung wird der Ort mit Hilfe privater Sponsoren touristisch erschlossen.
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