Anti-Alcohol Moment; Internationalism; Transnational Civil Society; Alcohol Policies; Prohibition; Global Governance; Colonialism; Gender Politics; Racialism; Eugenics
Tschurenev Jana / Fischer-Tiné Harald (2013), Introduction: Indian Anomalies -Drink and Drugs in the Land of Gandhi, in Fischer-Tiné Harald und Tschurenev Jana (ed.), Routledge, London and New York, 1-25.
Fischer-Tiné Harald (2013), Liquid Boundaries: Race, Class and Alcohol in British India, in Fischer-Tiné Harald und Tschurenve Jana (ed.), Routledge, London and New York, 89-115.
Fischer-Tiné. Harald und Tschrunenev Jana (ed.) (2013),
The History of Alcohol and Drugs in South Asia: Intoxicating Affairs, Routledge, London und New York.
Grosse Judith (2012), Tagungsbericht "Fighting Drink, Drugs, and Venereal Diseases: Global Anti-Vice Activism, ca. 1870-1940". Ascona, Switzerland, 01.04.2012-04.04.2012., in
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Fischer-Tiné Harald, ‘The drinking habits of our countrymen’: European alcohol consumption and colonial power in British India, in
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Spöring Francesco, „,Du musst Apostel der Wahrheit werden‘: Auguste Forel und die Karriere des sozialhygienischen ,Evangeliums der Geistigkeit‘ im wissenschaftlichen Anti-Alkohol-Diskurs, 1886–1931“, in Grosse Judith Spöring Francesco und Tschurenev Jana (ed.), Campus, Frakfurt, 26-50.
Bauck Sönke, Bilder und Narrative des Alkoholismus im Teatro Rioplatense (Buenos Aires, 1900-1920), in Grosse Judith Spöring Francesco und Tschurenev Jana (ed.), Campus, Frankfurt a. M., 51-74.
Grosse Judith Spöring Francesco und Tschurenev Jana (ed.),
Biopolitik und Sittlichkeitsreform: Kampagnen gegen Alkohol, Drogen und sexueller Devianz in globalhistorischer Perspektive, Campus, Frankfurt.
Das Forschungsprojekt „Zur Rettung der Menschheit“ wird eine der frühesten tatsächlich globalen Bewegungen untersuchen: den „Kampf gegen den Alkohol“, der im späten 19. und frühen 20. Jahrhundert als unabdingbar für den moralischen und zivilisatorischen Fortschritt der Menschheit bzw. gar für ihr biologisches Bestehen erschien. Basierend auf dem Engagement und der Kooperation verschiedener lokaler, regionaler und überregionaler zivil-gesellschaftlichen Vereinigungen (z.B. die Guttempler, das Blaue Kreuz, die World League Against Alcoholism) ging aus dem „Kreuzzug“ evangelikaler Temperenz-Gesellschaften anglo-amerikanischen Ursprungs in den 1870er Jahren eine sozial und kulturell höchst heterogene zivilgesellschaftliche Bewegung hervor, die Akteure auf allen Kontinenten miteinander verband. Temperenz- oder Abstinenzgesellschaften waren zahlenmässig am stärksten in Grossbritannien und seinen (ehemaligen) Siedlerkolonien - den USA, Kanada, Australien und Neuseeland - vertreten, fanden jedoch auch in der Schweiz und Deutschland, auf dem Balkan, in verschiedenen lateinamerikanischen Ländern, in Japan, Indien und Ceylon sowie verschiedenen Teilen Afrikas Verbreitung. Sie umfassten sowohl Industrielle als auch Arbeiterorganisationen, britische Verteidiger einer imperialen Zivilisierungsmission und prominente Unabhängigkeitskämpfer, wie etwa „Mahatma“ Gandhi. Oft waren es Frauengruppen, die ihr Engagement gegen häusliche Gewalt trinkender Männer mit Wahlrechtsforderungen verbanden. Der organisierte Antialkoholismus verband damit verschiedenste soziale und politische Bewegungen. Er wurde zum Terrain der Konfrontation und Aushandlung nationaler, kultureller und religiöser Identitäten sowie von Geschlechternormen, Familienmodellen und schliesslich auch Weltbildern und Weltordnungsentwürfen. Das Projekt wird die Vielfalt und Dynamik dieser frühen globalen Bewegung aus einer globalgeschichtlichen Perspektive in den Blick nehmen, die die Analyse transnationaler und imperialer Verflechtungen mit komparativen Ansätzen verbindet. Ausgangspunkt ist ein polyzentrisches Modell des zivilgesellschaftlichen „Internationalismus“ des frühen 20. Jahrhunderts. Die Verbreitung organisatorischer Formen und sozialreformerischer Programmatiken erfolgte nicht nur aus den USA bzw. England, wie das Teilprojekt A zur Rolle der Schweiz bei der transnationalen Proliferation der Temperenzagenda demonstriert. Die sowohl intern als auch untereinander vergleichend angelegten aussereuropäischen Fallstudien, die Teilprojekte B zu Chile und Argentinien und C zu Westafrika und Kamerun - schliessen in jeweils unter-schiedlicher Weise an die Hauptströmungen des Schweizer Antialkoholengagements an: „Sozialhygiene“ bzw. Eugenik und protestantische Mission. Insgesamt kann das Projekt damit den Beitrag (post-)kolonialer und nicht-westlicher Akteure an der Entstehung einer transnationalen Zivilgesellschaft herausarbeiten. Zudem zeigt es, wie sich Formen der internationalen Regulierung bewusstseinsverändernder Substanzen unter Bedingungen imperialen Wettstreits und in ständiger Konfrontation des Westens mit den Bildungseliten und Bevölkerungen aus Lateinamerika, Asien und Afrika entwickelten. Schliesslich trug die globale Antialkoholbewegung auch zur Herausbildung der im 20. Jahrhundert immer wichtiger werdenden Strukturen globaler Steuerung (global governance) bei.