Das Forschungsprojekt beschäftigt sich mit Frauen aus dem italienischen Antifaschismus. Im Mittelpunkt steht die liberalsozialistische Gruppierung "Giustizia e Libertà", die 1929 im Pariser Exil von bürgerlichen Intellektuellen gegründet wurde, und die Partei „Partito d’Azione“, die in der Resistenza von 1943 bis 1945 daraus hervorging. Die Gruppierung war vom Widerspruch geprägt, der den republikanischen Diskurs seit der Ausrufung der Menschenrechte durchzog. Giustizia e Libertà und der Partito d’Azione setzten sich für das „allgemeine“ Wahlrecht ein, ohne das Frauenwahlrecht zu thematisieren, auch dann nicht, als es 1945 durch den Erlass des Frauenwahlrechts zu einem viel diskutierten Thema geworden war. Das Forschungsprojekt untersucht das Leben der Frauen, die in dieser Gruppierung aktiv waren. Es handelte sich um emanzipierte und autonome Frauen, deren Lebensentwürfe aus zeitgenössischer Sicht unkonventionell waren, die sich vom Feminismus aber klar distanzierten. Ziel des Forschungsprojekts ist einerseits die Sichtbarmachung dieser Frauen, die in der bisherigen Forschung von „Giustizia e Libertà“ ausser Acht gelassen worden sind. Die Ambivalenz der Frauen hinsichtlich der Geschlechterrollen wird anhand der Fallstudien von zwei zentralen Frauenfiguren analysiert. Ein weiteres Ziel ist die Darstellung der patriarchalen Denkmuster, in denen die Männer dieser als avantgardistisch wahrgenommenen Gruppierung meist verhaftet waren. Dabei wird die unterschiedliche Wahrnehmung von Frauen und Männern beleuchtet, die erst dann zu Dissonanzen führte, als sich die Frauen nach 1945 durch ihr politisches Mitspracherecht aktiv einzubringen versuchten.
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