Medizingeschichte; Professionalisierung; medizinische Praxis; 19. Jahrhundert; ländliche Alltagsgeschichte; Laienmedizin; Patientengeschichte; Körpergeschichte; (history of medicine; patient history; body history); history of medicine; 19th century; medical professionalisation; medical practise; medical diaries and casebooks ; non academic healer; patient history; body history
Baschin Marion, Dietrich-Daum Elisabeth, Ritzmann Iris (2016), Doctors and Their Patients in the Seventeenth to Nineteenth Centuries, in
Clio Medica. Perspectives in Medical Humanities, 96, 39-70.
Unterkircher Alois, Ritzmann Iris (2016), Unlicensed Practice: A Lay Healer in Rural Switzerland, in
Clio Medica. Perspectives in Medical Humanities, 96, 230-252.
Ritzmann Iris (2013), Die Praxisaufzeichnungen des Gottfried Wachter (1776-1861), in Atzl Isabel (ed.), Deutsches Medizinhistorisches Museum, Ingolstadt, 28-31.
Weikl Katharina, Ritzmann Iris (2012), Ein Auslaufmodell – Spuren einer ländlichen Heilerpraxis im Zeitalter der Akademisierung, in
Gesnerus - Swiss Journal of the History of Medicine and Sciences, 71(2), 76-94.
Gafner Lina (ed.) (2012),
Penning Patient’s Histories – Doctors’ Records and the Medical Market in the 18th and 19th Century, Schwabe Verlag, Basel.
Das Projekt will die Praxis des nichtakademischen ländlichen Heilers Gottfried Wachter im Thurgau in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts untersuchen. Als Hauptquelle hierfür dienen bislang unbearbeitete Praxisjournale Wachters aus vier Jahrzehnten. Die Quelle ist von ausserordentlicher Bedeutung, da in ihr die Praxis eines ländlichen Heilers ohne akademische Bildung dokumentiert ist. Besonders bemerkenswert ist die Tatsache, dass die Aufzeichnungen aus der Zeit stammen, in der die gelehrten Ärzte eine Monopolisierung auf dem Medizinischen Markt anstrebten und nichtakademische Heilkundige zu verdrängen begannen. Ein Druck, unter dem auch Wachter stand.Die Angaben des Praxisjournals über die Krankheiten der Patienten, Therapien des Heilers, Erfolge und Misserfolge der Behandlung und z.T. über die Bezahlung sowie diverse soziale Daten über die Patienten selbst liefern die Quellenbasis für folgende Fragestellungen: Welche Behandlungen bot dieser nichtakademische Heiler welcher Klientel an? Befinden sich darunter eher Therapien, die Bezüge zur „Volksmedizin“, zu älterer gelehrter Medizin oder zur damals aktuellen akademischen Medizin aufweisen? Dahinter steht die Leitfrage, ob die Monopolisierung der Medizin durch die akademischen Ärzte eher als therapeutische Modernisierung oder als reine Verdrängung einer Berufsgruppe durch eine andere interpretiert werden muss.Ein zweiter Fragebereich soll untersuchen, wie sich die Patientenschaft dieses Heilers zusammensetzte, etwa als diejenige eines lokalen Dorfheilers mit oder als Spezialist mit weitem Einzugsbereich.In einer dritten Arbeitsphase soll die Praxis Wachters nach Möglichkeit mit dem diagnostischen Spektrum und den konkreten therapeutischen Angeboten akademischer Ärzte verglichen werden. Dabei kann auf die Ergebnisse des koordinierten Forschungsvorhabens einer internationalen Forschergruppe über Arztpraxen des 17. bis 19. Jahrhunderts zurückgegriffen werden, in die das Projekt eingebettet ist. Eines der Projekte wird vom SNF bereits gefördert. Die deutschen Projekte sind bei der DFG derzeit in der Begutachtungsphase. Der österreichische Teil ist im Übergang von der Erhebungs- in die Auswertungsphase. Das vorliegende Projekt befasst sich als einziges mit einer nichtakademischen medizinischen Quelle. Das Projekt ist zudem Teil einer Initiative des Medizinhistorischen Instituts der Universität Zürich, seine vielfältigen Archivbestände systematisch in die medizinhistorische Forschung einzubringen.