Die Entstehung der Konkordanzoligarchien: wie die Konkordanz ihren Weg in die nicht-demokratische Welt findet‚Konkordanz’ bezeichnet politische Systeme, in denen Politik auf Kompromissen statt auf Mehrheitsentscheiden fusst. Die Konkordanz ist auf dem Erfolgsweg, immer öfter orientieren sich auch Semi-Demokratien oder gar Diktaturen an diesem politischen System. Ausgehend vom Begriff der Konkordanzdemokratie, der in der Politikwissenschaft breit etabliert ist, entwickelt dieses Forschungsprojekt ‚Konkordanzoligarchien’ als neuen Typ politischer Systeme, und untersucht deren Entstehung.
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Sowohl in der Wissenschaft als auch in der politischen Praxis, etwa bei UN-Friedensmissionen, stehen Konkordanzdemokratien hoch im Kurs. Konkordanzdemokratien – wie etwa die Schweiz, Belgien oder (historisch) die Niederlande – zeichnen sich durch eine Politik der übergrossen Koalitionen und Kompromisse aus. Wichtige politische Entscheide werden nicht durch Mehrheitsverdikte, sondern im Einvernehmen der Eliten der relvevanten gesellschaftlichen Gruppen gefällt. Also zwischen den jeweiligen politischen Vertretern der verschiedenen Sprachgruppen, Konfessionen oder der ökonomischen Interessen. Je nach Land sind es andere, besonders akute Konfliktlinien, die für die Kompromisse relevant sind. In der Politikwissenschaft sind die Begriffe Konkordanz und Demokratie bis heute untrennbar miteinander verknüpft. Die akademischen Väter der Konkordanz, Arend Lijphart und Gerhard Lehmbruch, sprach sogar von der „Consociational Democracy“ respektive von der „Konkordanzdemokratie“ als festem Begriff. Doch das Modell ist heute, gerade in der Konfliktlösung, so populär, dass es auch in Länder mit geringen Aussichten zur Demokratisierung exportiert wird, darunter Irak, Burundi oder Malaysia. In manchen dieser Länder hat die Konkordanz tatsächlich zur Stabilität beigetragen. Trotzdem praktizieren manche der neuen Konkordanzregimes keine freien und fairen Wahlen, wie wir sie für Demokratien voraussetzen würden. Dieses Projekt untersucht, wie Konkordanzregimes in Nicht-Demokratien funktionieren, und wie solche Konkordanzoligarchien entstehen. Ist es womöglich das Konkordanzmodell selber, das die Demokratisierung behindert?
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