Project
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Philipp Albert Stapfer 1766 - 1840. Seine Idee der "respublica ethica" zwischen Schweizer Aufklärung und französischem Pietismus.
English title |
Philipp Albert Stapfer 1766 - 1840. His concept of "respublica ethica" between Swiss Enlightenment and French Pietism. |
Applicant |
Holenstein André
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Number |
156380 |
Funding scheme |
Project funding (Div. I-III)
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Research institution |
Historisches Institut Universität Bern
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Institution of higher education |
University of Berne - BE |
Main discipline |
Swiss history |
Start/End |
01.10.2014 - 30.09.2018 |
Approved amount |
231'699.00 |
Show all
All Disciplines (5)
General history (without pre-and early history) |
Religious studies, Theology |
Keywords (6)
Kantianism; Pietism; French Awakening (Réveil); Moral Religion; Helvetic Republic; Respublica ethica
Lay Summary (German)
Lead
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Der Berner Philipp Albert Stapfer (1766-1840) war Philosoph, Theologieprofessor, während der Helvetischen Republik von 1798-1800 Minister der Künste und Wissenschaften, später im französischen Réveil (Erweckungsbewegung) engagiert. Er vermittelte theoretisch und praktisch zwischen-deutscher Kantischer und französischer Aufklärung,-Orthodoxie und Pietismus/Erweckung, -Aufklärung und Erweckungsbewegung. Zentral für diese Vermittlung war Kants Konzept des „ethischen Gemeinwesens“, das dieser in seiner Schrift über die „Religion in den Grenzen der blossen Vernunft“ auch „Reich Gottes auf Erden“ oder „unsichtbare Kirche“ nennt. Stapfer nahm dieses Konzept kongenial auf und verband Kantische Aufklärung und christliche Theologie. Die Studie dient der internationalen Forschung, in dem sie das „missing link“ zwischen Orthodoxie, Pietismus/Erweckung und Aufklärung in der Idee der „respublica ethica“ lokalisiert. Damit greift sie die aktuellen Forschungstendenzen auf.
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Lay summary
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Philipp Albert Stapfer (1766-1840) war Philosoph, Theologieprofessor und während der Helvetischen Republik von 1798-1800 Minister der Künste und Wissenschaften. Er vermittelte theoretisch und praktisch zwischen - deutscher Kantischer und französischer Aufklärung,
- Orthodoxie und Pietismus/Erweckung,
- Aufklärung und Erweckungsbewegung.
Er personifiziert damit die „Helvetia mediatrix“, d.h. die Schweiz als Vermittlerin, in idealer Weise. Ab 1803 lebte er als Privatgelehrter in Frankreich. In den letzten 20 Jahren seines Lebens engagierte sich Stapfer stark im französischen „Réveil“ (der evangelischen Erweckungsbewegung). Fussend auf Kants Konzept des „ethischen Gemeinwesens“, das dieser in seiner Schrift über die „Religion in den Grenzen der blossen Vernunft“ auch „Reich Gottes auf Erden“ oder „unsichtbare Kirche“ nennt, entwickelte Stapfer früh die Idee einer „Erweckung“ der moralischen Kräfte des einzelnen und der Gemeinschaft zum Aufbau einer idealen Gesellschaft, der „respublica ethica“. Diese Idee verband Kantische Aufklärung und christliche Theologie und blieb auch in der Zeit in Frankreich konsistent. Mit Philipp Albert Stapfer erfasst die Studie eine herausragende Persönlichkeit der Schweizer Geschichte systematisch und gesamthaft und deutet seine Politik als Minister der Helvetischen Republik als Versuch, ein „ethisches Gemeinwesen“ praktisch zu realisieren. Die Studie wird die Schweizer Geschichte besonders zur Helvetischen Republik befruchten. Und sie dient der internationalen Forschung, in dem sie das „missing link“ zwischen Orthodoxie, Pietismus/Erweckung und Aufklärung in Gestalt des Konzepts der „respublica ethica“ auffindet. Damit greift sie die aktuellen Forschungstendenzen auf und bringt allgemeine Geschichte, Philosophie- und Kirchengeschichte voran.
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Responsible applicant and co-applicants
Employees
Publications
TheilkäsLorenz (2016), Die Idee der "respublica ethica" als Grundlage für Stapfers helvetische Bildungspolitik, in Thröler Daniel (ed.), Klinkhardt Forschung, Bad Heilbrunn, 231-248.
Collaboration
PD. Dr. Martin Bondeli |
Switzerland (Europe) |
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- in-depth/constructive exchanges on approaches, methods or results |
Prof. Dr. André Holenstein |
Switzerland (Europe) |
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- in-depth/constructive exchanges on approaches, methods or results |
Prof. Dr. Martin Sallmann |
Switzerland (Europe) |
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- in-depth/constructive exchanges on approaches, methods or results |
Scientific events
Active participation
Title |
Type of contribution |
Title of article or contribution |
Date |
Place |
Persons involved |
Associated projects
Number |
Title |
Start |
Funding scheme |
140802
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Das niedere Schulwesen in der Schweiz am Ende der Frühen Neuzeit. Edition und Auswertungen der Stapfer-Enquête von 1799. |
01.10.2012 |
Project funding (Div. I-III) |
Abstract
Philipp Albert Stapfer personifiziert die „Helvetia mediatrix“, als die sich die Schweiz in ihren intellektuellen Spitzen im 18. Jahrhundert selbst verstanden hat, in herausragender Weise. Er vermittelt geistesgeschichtlich und praktisch-politisch zwischen deutscher Kantischer und französischer Aufklärung, zwischen Orthodoxie und Pietismus/Erweckung und zwischen Aufklärung und Erweckungsbewegung. In seinen wissenschaftlichen Ämtern als Professor des Politischen Instituts und der Akademie in Bern, in seinen Funktionen als Minister und als Botschafter der Helvetischen Republik in Frankreich sowie in seiner leitenden Tätigkeiten in der französischen Erweckungsbewegung verbindet er wissenschaftsgeschichtlich noch weitgehend als getrennt wahrgenommene geistesgeschichtliche und politische Strömungen. Eine Untersuchung seiner geistigen Welt und ihrer Entwicklung trägt dazu bei, die aktuellen Strömungen der Kirchen- und Theologiegeschichte wie der Philosophie und nicht zuletzt der politischen Geschichte aufzugreifen und die Forschung in diesen Feldern voranzubringen. Dass Hegel Stapfers frühe Schriften kannte und im „Ältesten Systemprogramm des deutschen Idealismus“ aufgriff, weist auf die herausragende Bedeutung Stapfers als Orientierungspunkt im Zeitalter der späten Aufklärung hin (FN 1).Mit der Fokussierung auf das Leitmotiv der „respublica ethica“ wird beabsichtigt, eine Klammer sichtbar werden zu lassen, die nicht nur Stapfers Gedankenwelt zusammenhielt, sondern - so steht zu vermuten - auch eine gemeinsame Basis der forschungsgeschichtlich lange als divergent klassifizierten geistes- und religionsgeschichtlichen Phänomene von Aufklärung, Pietismus und Erweckung war. Fussend auf Kants Konzept des „ethischen Gemeinwesens“, das in seiner Schrift über die „Religion in den Grenzen der blossen Vernunft“ auch als „Reich Gottes auf Erden“ oder „die unsichtbare Kirche“ bezeichnet wird, entwickelt Stapfer schon in seiner Berner Zeit die Idee einer „Erweckung“ der moralischen Kräfte des einzelnen und der Gemeinschaft zum Aufbau einer idealen Gesellschaft, der „respublica ethica“ in Stapfers Terminologie. Diese Idee verbindet von Anfang an Kantische Aufklärung und christliche Theologie in einer nicht nur für Stapfer typischen Weise und bleibt nach den Sichtungen der französischen Schriften konsistent und leitet auch Stapfers Arbeit im französischen Réveil.Aufbauend auf den hervorragenden Detailstudien Adolf Rohrs zu Stapfers Berner Zeit und von Martin Bondeli zum Kantianismus in Bern wird erstmals eine Gesamtsicht des herausragenden Mannes, Theologen, Philosophen, Politikers und Kirchenmannes gezeichnet. Die geplante Arbeit wird auf der Basis der breit vorliegenden, aber noch nicht verbunden interpretierten, gedruckten Texte und gezielter Forschungen im Bundesarchiv und schweizerischen Staatsarchiven - also auf einer stabilen Quellengrundlage - die schweizerische Geschichtsschreibung zum 18. Jahrhundert ebenso voranbringen wie die französische Kirchengeschichte, zu deren Phase in der Restauration noch praktisch keine Studien vorliegen. Profitieren werden auch die deutsche Kirchen- und Theologiegeschichte. Schliesslich wird die Arbeit die aktuellen Tendenzen der Geschichtswissenschaft und der Kirchen- und Theologiegeschichte, Akteure und Strukturen, Geistesgeschichte und Politik zu vermitteln, stimulieren.FN 1: Bondeli, Martin, Kantianismus und Fichteanismus in Bern. Zur philosophischen Geistesgeschichte der Helvetik sowie zur Entstehung des nachkantischen Idealismus, Basel 2001: 205-213. Mitunter wird dieses in einer Handschrift Hegels überlieferte Dokument auch Hölderlin oder Schelling zugeschrieben - ebd: 205. Das „Älteste Systemprogramm“ reflektiert besonders auf Stapfers Schrift von 1792 mit dem Titel „Die fruchtbarste Entwicklungsmethode der Anlagen des Menschen“.
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