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Soziale Bewegungen in Politik und Gesellschaft. Eine Wirkungsanalyse der neuen Frauenbewegung in der Schweiz (1968-2002)
English title |
Social Movements in Politics and Society. History and Outcomes of Second Wave's Women's Movement |
Applicant |
Schulz Kristina
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Number |
123345 |
Funding scheme |
SNSF Professorships
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Research institution |
Historisches Institut Universität Bern
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Institution of higher education |
University of Berne - BE |
Main discipline |
General history (without pre-and early history) |
Start/End |
01.10.2009 - 30.09.2013 |
Approved amount |
1'181'111.00 |
Show all
All Disciplines (3)
General history (without pre-and early history) |
Keywords (6)
Women's movement; Social Movement; Feminism; 1968; Soziale Bewegungen; Feminismusgeschichte
Lay Summary (German)
Lead
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Lay summary
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Ende der 1960er, Anfang der 1970er Jahre entstanden in der Schweiz die ersten, dem Selbstverständnis nach "autonomen" Frauengruppen, wenige Jahre später wurden sie zu Trägergruppen einer, so die Hypothese, ‚sozialen Bewegung', die, als erste und dauerhafteste der ‚neuen sozialen Bewegungen', für politischen und sozialen Zündstoff gesorgt hat. Vielfach evoziert, häufig auch verspottet, harrt sie noch immer ihrer Erforschung. Was hat die neue Frauenbewegung bewirkt? Hat sie das Leben der Aktivistinnen beeinflusst? Hat sie darüber hinaus die Situation von Frauen in der Gesellschaft verändert? Oder haben sich die Rahmenbedingungen, unter denen Frauen (und Männer) heute ihr Leben gestalten, ohne das Zutun der Frauenbewegung gewandelt? Die Frage der Wirkungen sozialer Bewegungen ist, wie die Diskussionen über die 68er Bewegungen 40 Jahre danach zeigen, gesellschaftspolitisch brisant und methodisch komplex. Das vorgestellte Projekt strebt an, die neue Frauenbe-wegung und ihre Folgen in der Schweiz erstmalig systematisch zu erforschen. Ziel ist also eine umfassende Betrachtung des in seiner Dauer und seiner institutionellen Verankerung - wenn auch nicht beispiellosen so doch hervorragenden - Phänomens. Dazu entwickelt das geplante Projekt einen pluridisziplinären Zugriff, der, sozusagen als historisch-soziologische "multi-sited ethnography", auf der Grundlage von weitgehend unerschlossenem Quellenmaterial, Methoden und Hypothesen der Geschichtswissenschaft, der Politikwissenschaften und der Soziologie verbindet.Im Zentrum d stehen zwei Ensembles von Fragen, die plakativ unter den Stichworten "Woher?" (Herkunft der Aktivistinnen und ihrer Ideen, Bedingungen der Mobilisierung) und "Wohin?" (Was ist aus den Aktivistinnen, den Gruppen und den Zielen der sozialen Bewegung geworden?) zusammengefasst werden können, wobei das "Wie?" in beiden Fragen jeweils mitgedacht wird. Drei Ebenen rücken in den Blick: die Ebene politischer Herrschaft (Verfassung und Legislatur), die Ebene intermediärer Gruppen anhand von Gewerkschaften, Kirchen und Parteien, schliesslich die Ebene der Bewegungsaktivistinnen und ihrer sozialen Interaktionen. Untersucht wird dabei, inwieweit sich ein zivilgesellschaftlicher Prozess auf Mechanismen gesetzlicher Regulation auswirkte, welche die Anliegen von Frauen betrafen, ob und inwieweit das häufig über Jahre andauernde Engagement der Aktivistinnen deren Erwerbs- und Familienbiographien beeinflusst hat, ob und inwiefern es der Frauenbewegung gelungen ist, etablierte Organisationen für ihre Anliegen zu gewinnen und deren Strukturen zu verändern.
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Responsible applicant and co-applicants
Employees
Publications
Kiani Sarah (2013), Crossing boarders or reinforcing norms? Gender play in Second Life, in Frömming Undine (ed.), 93-104.
Kiani Sarah (2012), „And suddenly, we have the right to vote on the federal level and my husband told me: now you can launch an initiative”: Equal rights and strategies of the women’s movement (1975-1996), in
Femina Politica, (2), 85-96.
Schulz Kristina (2012), „wort um wort, begriff um begriff“ Weibliches Schreiben als Praxis der Veränderung. Überlegungen zu den kulturellen Wirkungen der neuen Frauenbewegung, in
Internationales Archiv für Sozialgeschichte der deutschen Literatur , 37(2), 307-322.
Schulz Kristina (2012), Allgemeine Geschichte und Feminismusgeschichte. Die Frauenbewegung in der Geschichte der Bundesrepublik, in Julia Paulus/Eva-Maria Silies, Kerstin Wolff (ed.), 318-327.
Schulz Kristina et al. (2012), Politics of Reproduction in a Divided Europe: Abortion, Protest Movements and State Intervention after the Second World War, in Klimke Martin, Scharloth Joachim Fahrenbach Kathrin (ed.), Palgrave, New York, 103-120.
Sarah Kiani (2011), "La maison, l’occupation, c’est une situation que nous avons créée, un territoire que nous avons libéré…” Quand le Mouvement de Libération des Femmes de Genève prend la forme d’un mouvement urbain, in
Sozialgeschichte Online, 2011(4), 10-29.
Schulz Kristina, Schmitter Leena (2011), , Skandalisierung – Enttabuisierung – Politisierung. Mobilisierung für freien Schwangerschaftsabbruch in Großbritannien und der Schweiz, in
Ariadne. Forum für Frauen- und Geschlechtergeschichte, 60 (2011), 28-35.
Kristina Schulz (2011), Menschliches Leiden an der sozialen Welt: Gesellschaftsdiagnose Deutschlands um die Wende zum 21. Jahrhundert, in Peter Hammerschmid und Juliane Sagebiel (ed.), 79-96.
Schulz Kristina (2011), Tendenzen der historischen Erforschung sozialer Bewegungen in der Schweiz, in
Traverse, 18, 173-192.
Schulz Kristina (2010), , „...da namentlich nach der Vorakte über den Ehemann eine gewisse Vorsicht geboten scheint“: Literatur, Exil und Geschlecht in der Schweiz 1933-1945, in Hiltrud Häntzschel Inge Hansen Schaberg (ed.), 78-97.
Schmitter Leena (2010),
„Sex Wars“. Feminismus und Pornographie in der Deutschschweiz (1975-1992).
Kiani Sarah (2010), Sandrine Dauphin, L’Etat et les droits des femmes. Des institutions au service de l’égalité ?, in
Genre & Histoire [Online], 7, 1-6.
Schulz Kristina (2009), Der Vorteil der Arrière-garde: Die 68er Forschung und die Frauen
in der Schweiz, in
L'Homme. Europäische Zeitschrift für feministische Geschichtswissenschaft , 20(2), 143-146.
Kiani Sarah (2009), Entre unité et fragmentation: Le mouvement néo-féministe en Suisse et l'enjeu de sa coordination nationale (1970-1980), in Schaufelbuehl Marina (ed.), Chronos, Zürich, 195-2004.
Kiani Sarah, „Une femme obligée d’effectuer des travaux ménagers n’est pas forcéement une bonne mère.“ Les vagues féministes et la campagne pour l’égalité dans la Constitution en Suisse, in
Thirdspace. A journal of feminist theory and culture, 10(2).
Schulz Kristina, Organisation und Institutionalisierung: Aspekte der Wirkungsproblematik sozialer Bewegungen am Beispiel der neuen Frauenbewegungen in Frankreich, der Bundesrepublik und der Schweiz, in Stadtland Helke/Mittag Jürgen (ed.).
Schulz Kristina, Review Elisabeth Zellmer, 2011, Töchter der Revolte. Frauenbewegung und Feminismus der 1970er Jahre in München, in
Historische Zeitschrift, 6.
Schulz Kristina, Sozialistische Frauenorganisationen, bürgerliche Frauenbewegung und der Erste Weltkrieg: Nationale und internationale Perspektiven, in
Historische Zeitschrift, (2), nb-nb.
Scientific events
Active participation
Title |
Type of contribution |
Title of article or contribution |
Date |
Place |
Persons involved |
„Geschlechtergeschichte. Vertraute Gegenstände – neue Fragen“
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Talk given at a conference
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28.06.2013
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Basel, Switzerland
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Schmitter Leena;
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Protest und Geschlecht nach 1945. Globale Anliegen – lokale Proteste. (Dritte Schweizer Geschichtstage)
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Talk given at a conference
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08.02.2013
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Fribourg, Switzerland
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Schulz Kristina; Kiani Sarah; Schmitter Leena;
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Evidenz der Familie. Alltag und Politik im 20. Jahrhundert. Empirische und epistemo-logische Befunde in vergleichender Perspektive
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Talk given at a conference
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31.01.2013
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Münster, Germany
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Schulz Kristina;
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Soziale Bewegungen nach 1968: Neuere Forschungen aus Deutschland, Frankreich und der Schweiz
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Talk given at a conference
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14.12.2012
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Bielefeld, Germany
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Kiani Sarah;
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1968 und die Folgen: Neuere Forschungen zu sozialen Bewegungen in Deutschland, Frankreich und der Schweiz
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Talk given at a conference
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14.12.2012
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Bielefeld, Germany
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Schulz Kristina; Kiani Sarah;
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The Women's 1970's movement in a European Perspective
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Talk given at a conference
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06.12.2012
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Cambridge, Great Britain and Northern Ireland
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Schulz Kristina;
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Ringvorlesung Wandel und Persistenz der Geschlechterverhältnisse in der Schweiz seit 1945
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Individual talk
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06.12.2012
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St. Gallen, Switzerland
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Schmitter Leena;
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Historiales de l'Ecole doctorale Romande en Histoire 2012
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Talk given at a conference
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14.06.2012
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Fribourg, Switzerland
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Schulz Kristina;
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„Exil und Netzwerke“ Studientag der Friedrich Ebert-Stiftung
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Talk given at a conference
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18.04.2011
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Berlin, Germany
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Schulz Kristina;
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Teilhabe oder Ausgrenzung? Perspektiven der bundesdeutschen Geschlechtergeschichte zwischen Nachkriegszeit und „Strukturbruch“ (1949-1989), Tagung
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Talk given at a conference
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04.11.2010
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D - Hofgeismar, Germany
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Schulz Kristina; Schmitter Leena;
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Ringvorlesung des Interdisziplinären Zentrums für Geschlechterforschung, „Transnationaler Feminismus: Historische Entwicklungen und aktuelle Debatten“
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Individual talk
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17.03.2010
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Bern, Switzerland
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Schulz Kristina;
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Self-organised
Dritte Schweizer Geschichtstage Panel: Protest und Geschlecht nach 1945. Globale Anliegen – lokale Proteste.
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08.02.2013
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Fribourg, Switzerland
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The 1970's women's liberation movement in a European Perspective
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09.12.2010
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Cambridge, Great Britain and Northern Ireland
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Knowledge transfer events
Active participation
Title |
Type of contribution |
Date |
Place |
Persons involved |
„Junge Mütter im Rampenlicht. Zwischen Beruf, Kindern und Politik“ – Seniorenakademie Berlingen
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10.11.2013
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Berlingen, Switzerland
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Schmitter Leena;
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„Frauenbewegung über die Generationen hinweg" Jahrestagung Projekt Grossmütterrevolution
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07.11.2013
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Herzberg, Switzerland
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Schmitter Leena;
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Exkursion Sozialgeographie in der Schweiz: Schweiz – die Wiege der Demokratie?“ und „Reitschule Bern: Das autonome Bern“. Wissenschaftliche Inputs
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27.07.2013
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Bern, Switzerland
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Schmitter Leena;
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Mitglied der Fachjury von „Schweizer Jugend forscht“
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01.01.2013
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Bern, Switzerland
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Schmitter Leena;
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Communication with the public
Communication |
Title |
Media |
Place |
Year |
Media relations: radio, television
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K-Punkt Kontrast: Feminismus heute. Wofür kämpfen junge Feministinnen 2013
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Radio Kanal K
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German-speaking Switzerland
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2013
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Talks/events/exhibitions
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Table Ronde Histoire, Féminisme et Images
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Western Switzerland
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2013
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Media relations: radio, television
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Intervie zum Thema Pornographie. Spezialsendung im Rahmen der Kampagne "16 Days of Activism Against
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RadioBE
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German-speaking Switzerland
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2012
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Media relations: print media, online media
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Interview anlässlich des Internationalen Frauentags: „Männer dürfen den Hampelmann spie
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BZ
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German-speaking Switzerland
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2012
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Talks/events/exhibitions
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Memoriav. Réalités suisses: Droits de des femmes, portraits de femmes
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Western Switzerland
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2012
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Media relations: radio, television
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nterview für Radio Kanal K: „Pornographie – kritisch beleuchtet“, Sendung „K‐Punkt Kontrast: Frau un
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Kanak K
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German-speaking Switzerland
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2012
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New media (web, blogs, podcasts, news feeds etc.)
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"Frauenbewegung"
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„100(0) Schlüsseldokumente der deutschen Geschichte des 20. Jahrhunderts“
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International
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2011
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Talks/events/exhibitions
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Droits des femmes, Portraits des femmes
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Western Switzerland
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2011
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Awards
Mitglied Academia.Net – platform for excellent women academics, Nominierung durch den Schweizerischen Nationalfonds
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2012
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Associated projects
Number |
Title |
Start |
Funding scheme |
131595
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Soziale Bewegung in Politik und Gesellschaft: Geschichte und Wirkungen der neuen Frauenbewegung |
01.10.2010 |
International short research visits |
138804
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Erfolgreich aber wirkungslos? Die Frauenbewegung der 1970er Jahre in Europa und den Vereinigten Staaten |
01.02.2012 |
Scientific Conferences |
146322
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Vernetzte Gegenwelten: Gruppen, Organisationen und Kulturen der Frauenbewegung in der Schweiz seit 1968 |
01.10.2013 |
SNSF Professorships |
151119
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Frauen in Bewegung. Die Schweiz 1968-2011. Analysen. Dokumente. Archive |
01.02.2014 |
Publication grants |
138804
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Erfolgreich aber wirkungslos? Die Frauenbewegung der 1970er Jahre in Europa und den Vereinigten Staaten |
01.02.2012 |
Scientific Conferences |
139893
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What equality means : the Swiss women's movement in images |
01.04.2012 |
Agora |
Abstract
Ende der 1960er, Anfang der 1970er Jahre entstanden in der Schweiz die ersten, dem Selbstverständnis nach "autonomen" Frauengruppen, wenige Jahre später wurden sie zu Trägergruppen einer, so die Hypothese, 'sozialen Bewegung', die, als erste und dauerhafteste der 'neuen sozialen Bewegungen', für politischen und sozialen Zündstoff gesorgt hat. Vielfach evoziert, häufig auch verspottet, harrt sie noch immer ihrer Erforschung. Was hat die neue Frauenbewegung bewirkt? Hat sie das Leben der Aktivistinnen beeinflusst? Hat sie darüber hinaus die Situation von Frauen in der Gesellschaft verändert? Oder haben sich die Rahmenbedingungen, unter denen Frauen (und Männer) heute ihr Leben gestalten, ohne das Zutun der Frauenbewegung gewandelt? Die Frage der Wirkungen sozialer Bewegungen ist, wie die Diskussionen über die 68er Bewegungen 40 Jahre danach zeigen, gesellschaftspolitisch brisant und methodisch komplex. Das vorgestellte Projekt strebt an, die neue Frauenbe-wegung und ihre Folgen in der Schweiz erstmalig systematisch zu erforschen. Ziel ist also eine umfassende Betrachtung des in seiner Dauer und seiner institutionellen Verankerung - wenn auch nicht beispiellosen so doch hervorragenden - Phänomens. Dazu entwickelt das geplante Projekt einen pluridisziplinären Zugriff, der, sozusagen als historisch-soziologische „multi-sited ethnography“, auf der Grundlage von weitgehend unerschlossenem Quellenmaterial, Methoden und Hypothesen der Ge-schichtswissenschaft, der Politikwissenschaften und der Soziologie verbindet. Im Zentrum des Erkenntnisinteresses stehen zwei Ensembles von Fragen, die plakativ unter den Stichworten "Woher?" (Herkunft der Aktivistinnen und ihrer Ideen, Bedingungen der Mobilisierung) und "Wohin?" (Was ist aus den Aktivistinnen, den Gruppen und den Zielen der sozialen Bewegung geworden?) zusammengefasst werden können, wobei die performative Dimension, das "Wie?", in beiden Fragen jeweils mitgedacht wird. Im Zentrum steht eine Analyse der neuen Frauenbewegung, die, angelehnt an theoretische Überlegungen zu Wirkungen sozialer Bewegungen, drei Ebenen des Makro-, Meso- und Mikro-bereichs in den Blick rückt: die Ebene politischer Herrschaft (Verfassung und Legislatur), die Ebene intermediärer Gruppen anhand von Gewerkschaften, Kirchen und Parteien, schliesslich die Ebene der Bewegungsaktivistinnen und ihrer sozialen Interaktionen. Untersucht wird dabei, inwieweit sich ein zivilgesellschaftlicher Prozess auf Mechanismen gesetzlicher Regulation auswirkte, welche die Anliegen von Frauen betrafen, ob und inwieweit das häufig über Jahre andauernde Engagement der Aktivistinnen deren Erwerbs- und Familienbiographien beeinflusst hat, ob und inwiefern es der Frauenbewegung gelungen ist, etablierte Organisationen für ihre Anliegen zu gewinnen und deren Strukturen zu verändern, schliesslich, wie man den Zusammenhang zwischen gleichstellungspolitischen Massnahmen "von oben" und der Frauenbewegung verstehen muss und welchen Wirkungskreis die aus der Frauenbewegung hervorgegangenen Projekte (z.B. Gesundheitszentren, Frauenhäuser) hatten bzw. bis heute haben? Der Untersuchungszeitraum ist nach hinten wage mit der Gründung der ersten Frauengruppe in Zürich 1968 definiert, ohne dass aber den Ereignissen des Jahres 1968 in der Schweiz von vorne herein die Bedeutung zuge-wiesen wird, die sie ohne Zweifel in anderen Ländern gehabt haben. Die spezifische Ausprägung von "1968" in der Schweiz gilt es hier in Rechnung zu stellen. Die Untersuchung gleichwohl Ende der 1960er Jahre/Anfang der 1970er Jahre einsetzen zu lassen, rechtfertigt sich u.a. durch die Tatsache, dass im Kanton Neuenburg im Jahre 1970 eine Serie von Abtreibungsaffären in den Blick von Justiz und Öffentlichkeit rückten und der Kanton im Frühjahr des folgenden Jahres eine Standesinitiative zur Streichung der Paragraphen 118-120 des Strafgesetzbuches einreichte. Der Untersuchungszeitraum endet 2002 (Zeitpunkt der gesetzlichen Liberalisierung des Schwangerschaftsabbruchs). Die Fragestellung wird auf vier Teilprojekte herunter gebrochen. TP 1 zielt auf eine Identifikation regionaler Trägergruppen und Schlüsselpersonen sowie Träger und Strukturen einer nationalen und, wo möglich, internationalen Vernetzung. In den Blick rückt also die innere Dynamik der Bewegung, die Veränderung von Aktions- und Organisationsstrategien sowie die Verschiebung von Zielen. Diese sollen auch vor dem Hintergrund der sich zeitgleich in den Nachbarländern vollziehenden Mobilisierungsprozesse und gleichstellungspolitischer Massnahmen auf europäischer (Europäisches Parlament) und internationaler Ebene (z.B. Weltfrauenkonferenzen) gedeutet, die lokalen Mobilisierungsprozesse damit im Lichte der globalen nach-vollzogen werden. Im Rahmen von TP 2 werden die Wirkungen der neuen Frauenbewegung auf der Ebene politischer Herrschaft untersucht und zwar zunächst im Hinblick auf die Gesetzgebung. Die Festschreibung des Grundsatzes der Gleichstellung in die Verfassung im Jahre 1981 sowie die auf einer Volksabstimmung basierende Legalisierung der Abtreibung im Sinne einer Fristenlösung im Jahre 2002 sind Gegenstand zweier Fallstudien. Sodann werden intermediäre Organisationen, die in Demokratien westlichen Typs häufig als Vermittler zwischen Bewegungsanliegen und Gesetzgeber auftreten, in den Blick genommen. Analysiert werden soll, ob und wie die - traditionell von männlich dominierten - Gewerkschaften, Kirchen sowie die Parteien die Forderungen der neuen Frauenbewegung seit den ausgehenden 1970er Jahren aufgenommen und in ihrer eigenen Organisation sowie ihrer Programmatik umgesetzt haben. TP 3 versucht, die Wirkungen der Frauenbewegung im kulturel-len Bereich zu fassen. Untersucht werden soll das von der Frauenbewegung nahe stehenden Schriftstellerinnen praktizierte "weibliche Schreiben" (écriture féminine), dem es darauf ankommt, mit den Strukturen männlich geprägter Sprache zu brechen, um damit eine Veränderung im Denken zu bewirken. Diese literarische Form ist, so die Hypothese, Teil der Transformationsstrategie der neuen Frauenbewegung. Aber konnten sich die Schriftstellerinnen im allgemeinen Literaturbetrieb etablieren und darüber ein Publikum jenseits der Bewegungsmilieus erreichen? Welches waren die Hindernisse? TP 4 widmet sich der Binnenwirkung der neuen Frauenbewegung, d.h. den Effekten auf die mobilisierten Milieus selbst. Welchen Platz nimmt 30 Jahre später der Militantismus im Selbstverständnis der ehemaligen Frauenbewegten ein? Hat die Frauenbewegung die Lebensläufe der Akteurinnen verändert? Betrachtet und befragt werden zwei "Generationen" von Bewegungsanhängerinnen, die Frauen der "ersten Stunde" und die sog. Projekt-" bzw. "Gleichstellungsfrauen", die, so die Annahme, Ende der 1970er Jahre (1979: Einrichtung der ersten Frauengleichsstellungsstelle im neu gegründeten Kanton Jura), vor allem aber in den 1980er Jahren auf den Plan traten.Das Projekt greift neben der klassischen Quellenkritik auf Verfahren der Sozial- und Wirtschaftsgeschichte sowie auf verschiedene Befragungsverfahren (Oral History, Verstehendes Interview, Experteninterview) zurück. Es basiert auf Quellenbeständen heterogener Art in der Form von Bewegungsnachlässen (Privatbesitz, Bewegungsarchive, Sozialarchiv Zürich, Archiv der Frauenbewegung in Worblaufen/Bern), Kirchen-, Partei- und Gewerkschaftsarchiven, Pressedokumentationen sowie Inter-views als Form der Datengenerierung.Beantragt wird eine SNF Förderprofessur für vier Jahre (80 % Pensum), zwei sog. "Candoc"-Stellen, also Forschungsassistenzen mit dem Ziel der Vorbereitung der Dissertation, sowie ein Reisebudget zur Förderung der Kooperation mit einer auswärti-gen Doktorandin, die ein verwandtes Thema zum Kanton Tessin anvisiert.
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